UNO-Einsatz am Golan ist Geschichte
Mit der Rückkehr der letzten 44 österreichischen Soldaten vom Golan endet kommende Nacht einer der größten und auch prestigeträchtigsten UNO-Einsätze nach 39 Jahren endgültig. Grund für den Abzug waren Kämpfe in der Pufferzone, die von den UNO-Blauhelmen kontrolliert werden soll. Die Sicherheit der Soldaten war in Gefahr, lautet die Begründung in Wien. Viel zu überhastet, sagen Kritiker, die den Ruf Österreichs beschädigt sehen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 30.7.2013
Commenda verteidigt Zeitpunkt
Mitten in der Nacht, gegen drei Uhr, soll die Golan-Nachhut in Wien Schwechat landen - 44 Soldaten, die meisten aus Wien und der Steiermark. Raum für Symbolik gibt es auch: Die Österreich-Fahne von den Golan-Höhen wird Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) übergeben. Entgegen aller Kritik hält Generalstabschef Othmar Commenda Zeitpunkt und Tempo des Abzugs nach wie vor für richtig - obwohl Ende Juni die Vereinten Nationen das Mandat der UNO-Truppe am Golan insofern gestärkt hat als sie auch Panzerfahrzeuge und Maschinenpistolen künftig erhalten soll.
Kritik an der UNO
Hat Österreich also zu früh die Segel gestrichen? "Nein, überhaupt nicht", sagt Commenda gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal. Die Panzerfahrzeuge hätten schon viel früher kommen sollen, was aber nicht geschehen sei. Die UNO habe die österreichischen Bedenken nicht ernst genommen und Zusagen nicht eingehalten, so Commenda, der bezweifelt, dass es jetzt umgesetzt wird. "Eine Absichtserklärung heißt ja noch nicht, dass es durchgeführt ist. Schauen wir uns an, was die nächsten Monate bringen." Dass damit der Ruf Österreichs als verlässlicher UNO-Partner geschädigt sei, glaubt Commenda nicht. Denn auch andere hätten derartige Entscheidungen getroffen wie die Kroaten, die Kanadier und die Japaner. Er hoffe, dass die UNO daraus gelernt hat, sagt Armeechef Commenda.
"Viel Erfahrung"
Die zuletzt 380 Österreicher am Golan werden übrigens unter anderem durch Soldaten von den Fidschi-Inseln ersetzt. Die Österreicher nehmen ihre Ausrüstung mit - in 30 Containern, die in die Heimat verfrachtet werden. Und was bleibt dann von diesen 39 Jahren in der entmilitarisierten Zone zwischen Syrien und Israel? "Viel Erfahrung", so Commenda, "sowohl in militärischer als auch kultureller Hinsicht", die in den nächsten Jahren in der Armee an die Jüngeren weitergegeben werde. Er geht auch davon aus, dass es in Zukunft wider Einsätze geben werde.
Und die Rückkehrer, was werden die jetzt machen? Bei den Berufssoldaten ist die Sache klar, und die Milizionäre, die sich für den Auslandseinsatz gemeldet haben, "gehen wieder zurück in ihr normales Leben", so Generalstabschef Othmar Commenda. "Wo es Härten gibt aufgrund von Planungen, die jetzt nicht durchgeführt werden können, werden wir entsprechende Gespräche führen und den Soldaten entgegen kommen."
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