Koalitionszwist über "abgesandeltes" Österreich
Ist Österreich als Wirtschaftsstandort nun "abgesandelt" wie Wirtschaftskammerpräsident Christof Leitl meint oder nicht? Vizekanzler und ÖVP-Chef Michael Spindelegger nimmt den Wirtschaftskammerchef in Schutz, Bundeskanzler und SPÖ-Chef Werner Faymann hingegen den Wirtschaftsstandort und erinnert den Koalitionspartner daran, dass dieser seit Jahrzehnten das Wirtschaftsressort führt.
27. April 2017, 15:40
Abendjournal, 23.8.2013
Faymann: "Image darf nicht unter Wahlkampf leiden"
Es ist die ÖVP, die seit 26 Jahren den Wirtschaftsminister stellt. Insofern ist die Kritik des ÖVP-Manns und Wirtschaftskammerpräsidenten Christoph Leitl am Wirtschaftsstandort Österreich für Bundeskanzler und SPÖ-Chef Werner Faymann unverständlich. Auch inhaltlich weist Faymann sie zurück, mit dem Argument, "dass es in diesem Land viel Positives gibt, was man nur durch harte Arbeit in den nächsten fünf Jahren absichern und weiterentwickeln kann."
Auch die drastische Wortwahl Leitls hält Faymann für den Wirtschaftsstandort alles andere als zuträglich: "Das ist mir unverständlich, weil in 38 Tagen wird mit einer Wahl der Wahlkampf beendet, aber das Image und die Attraktivität Österreichs dürfen nicht unter einem Wahlkampf leiden."
Spindelegger: "Wirtschaftsstandort hat gelitten"
Dass die ÖVP den Wirtschaftsstandort schlecht rede, weist der Parteichef, Vizekanzler Michael Spindelegger, umgehend zurück: "Wer Situationen beschreibt, die einfach nachvollziehbar sind, der macht nichts schlecht, sondern gibt den ersten Startpunkt für Verbesserungen." Wirtschaftskammerpräsident Leitl habe Probleme aufgezeigt, die ernst genommen werden müssten, sagt Spindelegger.
Der Wirtschaftsstandort Österreich habe in den vergangenen Jahren gelitten. Österreich sei zurückgefallen, andere Länder seien besser geworden. Man dürfe jetzt keine "Vogelstrauß-Politik" betreiben, also nicht den Kopf in den Sand stecken und so tun, als gäbe es keine Probleme, so Spindelegger, der auch nicht findet, dass Leitl seine Bedenken zu drastisch formuliert hat.