Österreichs Autoindustrie auf Talfahrt

In Europa sinkt die Zahl der verkauften Neuwagen, Hersteller machen ihre Gewinne primär in Asien und Nordamerika eingefahren, und da vor allem mit Wagen ab der Oberklasse. Österreichs Autoindustrie bekommt zunehmend Probleme mitzuhalten. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Fraunhofer Austria Research und der TU Wien.

Mittagsjournal, 5.9.2013

An Attraktivität verloren

Drängeln, auffahren, ausbremsen - was auf den Straßen zum Alltag gehört, wird für Hersteller und Zulieferfirmen im globalen Warenverkehr immer mehr zur Realität. Die Mitbewerber werden aggressiver, flexibler und besser. Österreichs Fahrzeugindustrie hat mehrere Probleme, um mithalten zu können. Die Branche ist etwa noch immer darauf ausgerichtet, vor allem die deutschen Firmen zu beliefern. Doch diese Produzenten haben begonnen, verstärkt in Asien sowie Nordamerika zu fertigen. Die Verlagerung kappt alte Bindungen, resümiert Studienautor Daniel Palm von Fraunhofer Austria. Österreich stehe in einem weltweiten Wettbewerb der Standorte.

Zu viele österreichische Firmen hätten es verabsäumt, sich ebenfalls zu internationalisieren, den Weg Richtung China mitzugehen, so Palm. Für den Studienautor hat aber auch der Standort Österreich an Attraktivität verloren, im globalen wie im europäischen Vergleich. Zu wenig flexible Arbeitszeiten, zu hohe Lohnstückkosten, sagt Daniel Palm: "Die hohe Durchdringung der Kollektivverträge in Österreich sprechen zumindest in der Branche grad nicht für eine besonders hohe Flexibilität."

Mehr Forschung und Entwicklung

Österreichs Fahrzeugindustrie befinde sich damit in einer gefährlichen Abwärtsspirale, und damit würden den derzeit 30.000 direkt Beschäftigten harte Zeiten bevorstehen. Drei von vier Beschäftigen arbeiten für Unternehmen, die von ausländischen Firmen zumindest dominiert und von deren strategischen Planungen abhängig sind. Um die momentane Entwicklung wenigstens zu bremsen, brauche es international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen sowie, trotz sinkender Erträge, mehr Engagement in den Bereichen Forschung und Entwicklung. Sonst werde Österreichs viertwichtigster Wirtschaftszweig massiv an Bedeutung verlieren. Gestützt wird die Studie von der heimischen Fahrzeugindustrie. Die Ergebnisse würden die Einschätzung der Hersteller und Zulieferfirmen bestätigen.

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