Mehr Opiumproduktion in Afghanistan
In Afghanistan wird mehr Schlafmohn angebaut als je zuvor, das Land könnte mit der geernteten Opiummenge sogar den Weltbedarf übertreffen. Dies belegt ein Bericht des UNO-Büros zur Bekämpfung von Drogen und Kriminalität. Trotz einiger Bemühungen der Regierung, Felder zu vernichten und den Anbau zu bestrafen, wird dieses Geschäft nach dem Abzug ausländischer Truppen vermutlich weiter wachsen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 13.11.2013
Bauern profitieren kaum
Afghanistan produziert zwischen 80 und 95 Prozent des Rohstoffes für das weltweit konsumierte Heroin. Mit der diesjährigen Ernte, geschätzte 5.500 Tonnen Rohopium, könnte das Land sogar mehr produzieren als den gesamten Weltmarktbedarf. Das Produkt ist auch profitabel, vor allem seit 2010 nach einem mageren Erntejahr die Preise sprunghaft gestiegen sind. "Leider" ist es illegal. Die großen Profite machen nicht die Bauern und auch nicht der Staat, sondern korrupte Beamte und kriminelle Banden in Afghanistan selbst und vor allem im Ausland, in Iran, in Russland und in Europa.
Taliban entdeckten "Potenzial"
Die UNO und die NATO Truppen haben sich bemüht, den Mohnanbau einzudämmen. Das war ein ausdrückliches Ziel vor allem der britischen Truppen, die in der Provinz Helmand stationiert waren. Gerade diese Provinz, in der die Taliban ihre Macht stark ausgebaut haben, hat die Anbaufläche im vergangenen Jahr um die Hälfte erhöht, dokumentiert die UNO in ihrem Bericht. Die Taliban hatten im Jahr 2000 noch den Opiumanbau verboten, aus moralischen Gründen. Nach der US-Invasion entdeckten sie aber das finanzielle Potential und erpressen seither Schutzgeld von vielen Bauern. Ein Bauer erzählt, dass er ein Zehntel der Ernte als so genannte Religionsabgabe abgeben muss.
Umstieg gescheitert
Das Anti-Opium Programm der Regierung, aus dem Ausland unterstützt, ist ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Polizei hat einiges an Anbaufläche vernichtet und auch einige Drogenhändler verhaftet, kommt aber dem wachsenden Problem nicht hinterher. Außerdem sind viele Polizisten bei Vergeltungsaktionen getötet worden. Viele Bauern könnten ohne den Mohnanbau nicht überleben. Man hat ihnen Saatgut und Subventionen für den Anbau anderer Produkte versprochen, doch nur ein Bruchteil davon wurde eingelöst. Manche sind auf Cannabis umgestiegen, das angeblich fast ebenso profitabel ist. Auch Safran ist für manche eine Alternative. Doch im vergangenen Jahr ist die Anbaufläche stark gewachsen. Abnehmer finden sich auch im Land selbst. Etwa eine Millionen Afghanen ist opium- oder heroinabhängig, darunter etwa 15 Prozent Frauen und Kinder. Die UNO befürchtet, dass der Drogenhandel die legale Wirtschaft nach dem Abzug der NATO weiter verdrängen wird.