RBI überdenkt Ostgeschäft
Österreichs Großbanken schrauben ihr Geschäft in Osteuropa zurück. Die Raiffeisen Bank International (RBI) will mittlerweile selbst den Verkauf der Töchter in Ungarn sowie Slowenien nicht mehr ausschließen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 20.11.2013
"Engagement zurückfahren"
Raiffeisen und Ungarn - das heißt seit Jahren rote Zahlen. Allein für das erste Halbjahr heuer beträgt das Minus mehr als 80 Millionen Euro. Annähernd jeder vierte Kredit rangiert in der Kategorie "stark ausfallgefährdet". In Summe hat die RBI in Ungarn mehr verloren als verdient, lautet das Resümee des Geldinstituts. Noch hänge an dem Engagement viel Herzblut, sagt Vorstandschef Karl Sevelda, weil die Bank seit Ende der 1980er Jahre im Nachbarland Geschäfte macht. Die Folgen der Krise samt Konjunktureinbruch und Belastungen durch die Regierung, Stichwort Bankenabgabe, lässt Sevelda auf einen neuen Kurs einschwenken. Die Grenze des Erträglichen sei erreicht: "Aufgrund der wirtschaftlichen Situation in Ungarn werden wir in den nächsten Monaten, vielleicht auch Jahren, sicherlich nicht wachsen in Ungarn, sondern eher unser Engagement zurückfahren."
Grundsätzlich will Raiffeisen International in Ungarn bleiben, sagt Sevelda. Der Ausstieg - ob zum Teil oder zur Gänze - ist aber kein Tabu mehr. Es gebe Interessenten, deren Angebote geprüft werden. Namen nennt das Institut nicht.
Konzentration und Wachstum
Die RBI hat in den vergangenen Jahren den Personalstand in Ungarn bereits drastisch verringert. Das gilt ebenso für die vergleichsweise kleine Tochter Slowenien. Risiken in Zentral- und Osteuropa abbauen ist das eine, weiter wachsen das andere Ziel der Bank. Sevelda will das Institut auf einige wenige Länder konzentrieren: "Das sind für uns Russland, Polen, Tschechien, die Slowakei und Rumänien neben unserem Heimatmarkt Österreich." Zur neuen Strategie zählt ebenso ein Sparprogramm. Um mindestens 400 Millionen Euro will die RBI in den kommenden drei Jahren die Kosten senken. Details sind nicht bekannt.
Die beiden anderen heimischen Großbanken, Erste Group sowie Bank Austria, planen derzeit nicht, ihr Engagement außerhalb Österreichs zu ändern. Die Erste hat bereits ihr Geschäft reduziert und fährt es weiter zurück, besonders in Ungarn. Ein Totalrückzug sei aber kein Thema, es gebe auch kein Kaufangebot. Kein Problem ist Ungarn für die Bank Austria. Aufgrund vieler Firmenkunden schreibt sie schwarze Zahlen.