Pro EU: Timoschenko im Hungerstreik

Die ukrainische Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko ist in Hungerstreik getreten. Aus dem Gefängnis heraus unterstützt die frühere Regierungschefin der Ukraine damit den Protest zigtausender Bürger und des Neu-Politikers Vitali Klitschko gegen den Anti-EU-Kurs von Präsident Janukowitsch. Julia Timoschenko ist - obwohl inhaftiert und krank - wieder zur Leitfigur der Opposition geworden.

Julia Timoschenko

(c) Ilnitzky, EPA

Morgenjournal, 26.11.2013

Brief Timoschenkos verlesen

Auch am Montag protestierten mehrere Tausend Menschen in der Hauptstadt Kiew gegen die Abkehr der Regierung von der EU und die Absage der Unterzeichnung eines Freihandels- und Assoziierungsabkommens mit der EU. Bei den pro-europäischen Kundgebungen kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Bereits am Sonntag hatten Zehntausende Menschen demonstriert. Aus Solidarität mit ihnen erklärte die inhaftierte Oppositionspolitikerin und Ex-Ministerpräsidentin Julia Timoschenko einen unbefristeten Hungerstreik. Sie wolle auf diese Weise Janukowitsch dazu bewegen, das Abkommen doch noch zu unterzeichnen, hieß es in einem Brief der 52-Jährigen, den ihr Anwalt vor den Demonstranten verlas.

Janukowitsch beruhigt

Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch sieht sein Land auch nach der überraschenden Abkehr von der EU den europäischen Werten verpflichtet. Mit dieser Äußerung reagierte er am Montag auch auf die Proteste. Dies sei eine schwierige und von wirtschaftlichen Zwängen getriebene Entscheidung der Regierung gewesen, sagte Janukowitsch in einer TV-Ansprache. Zugleich betonte er, es gebe keine Alternative dazu, in der Ukraine eine "Gesellschaft nach europäischen Standards zu schaffen". Seine Politik auf diesem Weg sei immer konsequent gewesen, und sie bleibe es auch.

Russlands Gasdruck

Die ukrainische Regierung hatte am Donnerstag angekündigt, den "aktiven Dialog" mit Russland und anderen Mitgliedern der von Moskau geführten Zollunion wieder aufzunehmen. Russland ist der wichtigste Gaslieferant und größte Handelspartner der Ukraine. Russland hatte seinen Nachbarn vor einer Westorientierung gewarnt und mit einem Kappen der Gasversorgung gedroht.

Das Abkommen mit der EU hätte Ende dieser Woche in Vilnius unterzeichnet werden sollen. Die EU warf Russland vor, die Ukraine unter Druck gesetzt zu haben. Das Angebot für eine Vereinbarung mit der Ukraine liege weiter auf dem Tisch, erklärten EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso in Brüssel.