Kein Minister: Aufschrei der Wissenschaft
Erstaunen, Fassungslosigkeit, Entsetzen - das sind die Reaktionen vieler in der Wissenschaft Tätigen. Der Präsident der Österreichischen Universitätenkonferenz (UNIKO), Heinrich Schmidinger, appelliert sogar an den Bundespräsidenten, keine Regierung anzuloben, die den Bereich "Wissenschaft und Forschung" zu einer Nebenagenda eines anderen Ministeriums macht.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 13.12.2013
"Erschüttert" über "fatales Signal"
Jetzt sei das "Worst-Case-Szenario" der österreichischen Wissenschaftspolitik eingetroffen, sagt der Präsident der Universitätenkonferenz, Heinrich Schmidinger - er sei sprachlos: " Zumal mir auch vorher viele Persönlichkeiten unseres Staates, vor allem auch Koalitionsverhandler und Verhandlerinnen, das genaue Gegenteil gesagt haben, dass das Wissenschafts- und Forschungsministerium eigenständig bestehen bleiben werde. Dass es dann doch in diese ganz andere Richtung geht, hat mich sehr überrascht."
Die Gründe für das Aus des Wissenschaftsministeriums seien nicht nur, aber vermutlich auch pragmatischer Natur. Es habe von Anfang der Koalitionsverhandlungen an geheißen, dass die Regierung verkleinert werden soll. Dass gerade das Wissenschafts- und Forschungsministerium gestrichen wird, spreche jetzt allerdings nicht für den Weitblick dieser neuen, alten Regierung, so Schmidinger. "Und genau das erschüttert ich. Es geht nicht um Personen, sondern ums Prinzip." Grundlagenwissenschaft lasse sich nicht auf Ökonomie reduzieren. Doch genau das sei nun das Signal: "Wissenschaft wird dem Wirtschaftsministerium unterstellt. Und die Geisteswissenschaften, die Rechtswissenschaften, die Philosophie, Theologie, die Kunstuniversitäten - die müssen jetzt sehen wie sie damit zu Rande kommen. Das halte ich für ein ganz fatales Signal."
OH kündigt Protest an
Auch die Österreichische HochschülerInnenschaft zeigt sich bestürzt. Diese Entscheidung sei katastrophal, sagt ÖH-Sprecherin Julia Freidl und spricht von einer "Bankrotterklärung der Hochschulpolitik". Aus diesem Grund kündigt die ÖH Protestmaßnahmen an, spätestens für nächste Woche. Welche das genau sein werden, ist allerdings noch unklar. Und die ÖH unterstützt den Appell der Österreichischen Universitätenkonferenz, wonach Bundespräsident Heinz Fischer die neue Regierung nicht ohne ein Wissenschaftsministerium angeloben soll.
Von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, wie auch dem FWF, dem Wissenschaftsfonds, gibt es bis jetzt noch keine offiziellen Stellungnahmen.