Südafrika: Johannesburg wurde sicherer

Lange Zeit galt Johannesburg als gefährlichste Stadt der Welt. Doch seit einigen Jahren haben private Investoren einige Viertel im Zentrum Johannesburgs umgekrempelt. Dort, wohin sich früher sogar die Polizei nur in Mannschaftsstärke getraut hat, spazieren jetzt Touristen herum, sitzen in Cafés und gehen in Boutiquen einkaufen. Ein Mann ist für diesen Wandel maßgeblich verantwortlich ist.

Mittagsjournal, 23.12.2013

Spekulation mit Nebeneffekt

Renney Plit ist ein Wahnsinniger. Zumindest haben das einige Menschen von ihm behauptet, als er vor 18 Jahren von seiner Idee erzählt hat, Wohnungen in der berüchtigten Johannesburger Innenstadt bauen. Heute schildert er: "Damals war die Innenstadt am Verfallen. Als wir angefangen haben Häuser zu kaufen, haben die Leute gedacht, wir seien verrückt. Aber wir verstehen uns als ein Teil eines neuen Südafrikas und natürlich wollten wir auch Geld verdienen."

Eine halbe Million Euro hat Plit damals für das erste Gebäude bezahlt - ein Haus mit 16 Stockwerken, das früher ein Krankenhaus war. Heute besitzt Plits "Affordable Housing Company" 5.500 Wohnungen im Zentrum von Johannesburg: "Vor ein paar Jahren wäre vermutlich niemand in die Gegend gekommen, in der wir jetzt sind. Die Menschen haben Parks besetzt, heute spielen in den selben Parks Kinder."

Größter Wohnungseigentümer

Es sind vor allem private Investoren wie Plit, die die Innenstadt verwandeln: Ihnen gehören mittlerweile 40.000 neue Wohnungen im Zentrum - der Stadtverwaltung nur 2000. Plit: "Viele junge Schwarze wollen zurück in die Innenstadt. Sie sind gebildet und anspruchsvoll und wollen in einer sicheren, sauberen Gegend wohnen. Und auch die jungen Weißen kommen wieder in die Innenstadt. Es liegt wieder im Trend, hier zu wohnen."

Die Appartements, die Plit vermietet, sind zwischen 25 und 55 Quadratmeter groß und kosten zwischen 165 Euro und 450 Euro, das Motto ist leistbares und sicheres Wohnen: In die Gebäude kommt man nur durch eine Sicherheitsschleuse. "Wir haben einen ganzheitlichen Anspruch: Wir wollen ganze Viertel hier umgestalten. Wir bauen nicht nur Wohnungen, wir kümmern uns auch um die Reinigung der Straßen, engagieren Sicherheitspersonal auf der Straße, und wir installieren eigene Überwachungskameras zusätzlich zu denen der Stadtverwaltung."

Springbrunnen und Hecken

Seit die Straßen sicherer sind, trauen sich auch wieder Touristen in die Stadt. Viele von Ihnen gehen dann mit Gerald Garner auf Besichtigungstour: "Viele Leute, die mit mir unterwegs sind, sagen, der Ghandi-Square sieht aus wie der Alexanderplatz in Berlin! Man muss hier sicher noch immer ein bisschen gewiefter sein als zum Beispiel in europäischen Städten. Aber es ist ziemlich sicher hier, die Menschen sitzen und essen hier."

Auch Fußgängerzonen und Springbrunnen im Stadtzentrum, Hecken, die mit der Schere gestutzt werden. Das alles wäre noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen, sagt Gerald. Auch für das ehemalige Anwaltsbüro Nelson Mandelas hat sich lange niemand interessiert: "360 Menschen haben noch vor drei Jahren in diesem Haus gewohnt, ohne Wasser und Strom .. schau es dir heute an, das Haus und der Gehsteig sind renoviert, Bäume sind gepflanzt worden. Das zeigt, wie schnell Dinge verändert werden können, wenn nur der Wille da ist."

Abgesiedelte ziehen weiter

Die Rückeroberung der Innenstadt hat begonnen. Ein Problem aber bleibt: Für die Menschen, die ausgesiedelt werden, stehen keine Ersatzunterkünfte zur Verfügung. Sie ziehen meist einfach ins nächste leerstehende Haus.