Spindeleggers Kommunikationsstrategie
ÖVP-Chef Michael Spindelegger hat nicht nur mit dem schnell einberufenen nächtlichen Treffen mit den Landeshauptmännern für Erstaunen gesorgt - auch mit seiner Reaktion gegenüber den wartenden Journalisten. Als reine Routinebesprechung stellte er die Krisensitzung dar. Was steckt hinter diesem merkwürdigen Verhalten?
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 13.1.2014
Überholte Strategie
Spindelegger bediene sich einer traditionellen Verhaltensweise, sagt Kommunikationsstrategien Tatjana Lackner. Zuhause wünschen wir uns zwar Offenheit und Ehrlichkeit, öffentliche Lügen hingegen hätten etwas trostspendendes. Zum Beispiel wolle man auch bei Turbulenzen im Flugzeug, dass einem die Stewardess mit "leiernder Professionalität" das Gefühl gibt, alles sei normal.
Allerdings sei diese Form der Kommunikation nicht mehr wirklich zeitgemäß. Es sei vor einigen Jahrzehnten noch witzig gewesen, innerhalb der Partei eine Linie vorzugeben, wie man nach außen rede, so Lackner. Aber das funktioniere in Zeiten moderner Technologie nicht mehr.
Spindeleggers Rhetorik erinnere an die Sprache verschlüsselter Urlaubskataloge, so die Kommunikationsstrategin. Es gebe den Unterschied zwischen "Meerblick" und "Meerlage".
Tatjana Lackner rät zu mehr Mut zur Außenfarbe: Die Schwierigkeiten anzusprechen, was "subkutan eh alle im Land wissen". Das sei das, was die Rhetorik der deutschen Politiker um Vieles erträglicher mache. Denn die hohle Fassade sei durchschaubar und interessiere letztendlich niemanden, so Kommunikationsstrategin Tatjana Lackner.