Krim-Konflikt wird militärisch

Die juristischen Vorbereitungen Russlands für die Aufnahme der Halbinsel Krim in die Russische Föderation schreiten zügig voran. Der Anschlussvertrag ist bereits vom Verfassungsgericht in St. Petersburg geprüft und gebilligt worden. Doch die USA, die EU und die Ukraine verurteilen die Annexion der Krim und wollen sie nicht anerkennen. Unterdessen haben prorussische Milizen begonnen, das ukrainische Marine-Hauptquartier in Sewastopol einzunehmen.

Soldaten auf der Halbinsel Krim

(c) Kochetkov, EPA

Mittagsjournal, 19.3.2014

Ohne Schussabgabe

Schon wehen die weiß-blau-roten Fahnen Russlands am Eingang der Anlagen, die bis jetzt von der Ukraine als Marine-Hauptquartier in Sewastopol genutzt worden sind. Jetzt werden sie von pro-russischen Milizangehörigen kontrolliert. Es sind etwa 200 unbewaffnete Aktivisten, viele von ihnen vermummt und mit Splitterschutzwesten ausgerüstet, die auf das Gelände vorgedrungen sind. Diese sogenannten Selbstverteidigungskräfte stoßen auf keinen Widerstand - und es fällt kein einziger Schuss. Dennoch sind die Spannungen enorm. Eine große Menschenmenge hat sich vor dem Eingang versammelt. Als mehrere ukrainische Soldaten das Gebäude verlassen, brechen Tumulte aus. Von russischen Milizionären hinausgeleitet werden auch mehrere ukrainische Offiziere, die Waffen hat man ihnen bereits abgenommen. Einer von ihnen, Marinechef Sergej Gajduk, hat schon seine Uniform abgelegt. Er trägt einen Jogginganzug .Über Lautsprecher erklingt ein russisches Soldatenlied.

Fakten geschaffen

Damit haben die prorussische Kräfte auf der Krim weitere Fakten geschaffen. Vertretern der neuen Machthaber in Kiew wird die Einreise auf die Krim verwehrt. Der erste ukrainische Vizeministerpräsident und der Verteidigungsminister sollten auf Geheiß von Regierungschef Arsnej Jazenjuk auf die Halbinsel Krim reisen, um, wie es hieß, die Situation zu lösen. Aber Sergej Axjonow, der prorussische Ministerpräsident und neue Herr auf der Krim, hat Njet gesagt. Und die Regierung in Moskau verliert keine Zeit - Schritt für Schritt vollziehen die Behörden in Moskau die juristischen und organisatorischen Vorbereitungen für die Annexion. Das Verfassungsgericht in St.Petersburg hat den Anschlussvertrag bereits für legal erklärt. Am Zug sind jetzt die Staatsduma und der Föderationsrat, sie sollen nun das von Kremlchef Wladimir Putin und der prorussischen Krim-Führung unterzeichnete Dokument ratifizieren.