Wirtschaftsstandort: Boom statt "abgesandelt"

Wie gut oder schlecht geht es dem Wirtschaftsstandort Österreich? "Abgesandelt" hatte Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl im Nationalratswahlkampf gemeint. Wenige Monate später, nun vor der EU-Wahl, sieht Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) einen Gründungsboom in Österreich.

Mittagsjournal, 27.3.2014

Kräftige Steigerungen

Es ist das zweitbeste Ergebnis in über 30 Jahren: 2013 haben sich in Österreich 228 internationale Unternehmen angesiedelt, sagt Wirtschaftsminister Mitterlehner: "Die Zahlen sprechen eine ganz eindeutige, faktische Sprache." Denn die Unternehmen haben auch mehr Geld investiert. Während die Unternehmensgründungen um 13 Prozent gestiegen sind, sind ausländische Investitionen um fast ein Viertel gewachsen. Eine höhere Zahl an Ansiedelungen habe es nur im Jahr 2008, dem letzten Jahr einer wirklichen Hochkonjunktur, gegeben, so Mitterlehner.

Mit ein Grund für die positive Bilanz: Unternehmen aus krisengeplagten Staaten siedeln sich zunehmend in Österreich an, zum Beispiel aus Ungarn oder Italien. 60 Prozent mehr italienische Unternehmen haben sich vergangenes Jahr in Österreich angesiedelt. Profitiert habe davon vor allem Kärnten mit einem starken Plus, sagt Rene Siegl von der Austrian Business Agency. Das ist die Agentur, die Unternehmen bei Investitionen in Österreich unterstützen soll.

Umstrukturierung im Gang

Darüber hinaus sei Österreich in mehrerer Hinsicht ein attraktiver Standort, betont Mitterlehner. So sei die Kaufkraft hoch, das Pro-Kopf-Einkommen das dritthöchste in der EU. Die hohe Lebensqualität sei ein Plus, so Mitterlehner. Und auch die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung wird laut Mitterlehner positiv bewertet. Das größte Wachstum an ausländischen Unternehmensgründungen gibt es aber nicht im Bereich der Forschung, sondern bei den Dienstleistungen. Für Mitterlehner ein Zeichen dafür, dass die österreichische Wirtschaft auf dem Weg einer Umstrukturierung sei - von Autozulieferern und Investmentgütern "hin zu einer modernen Dienstleistungsgesellschaft mit all ihren Facetten".

Minister ist optimistisch

Eine Bilanz zu Unternehmensabwanderungen führt man im Wirtschaftsministerium übrigens nicht, allerdings könne man aus den vorhandenen Zahlen ableiten, so Mitterlehner, "dass die Anzahl sich in überschaubarem Rahmen hält, auch was die Auswirkung auf Mitarbeiter anbelangt." Für die Zukunft ist Mitterlehner daher optimistisch. Die Anträge für Unternehmensgründungen in Österreich seien derzeit bereits höher als letztes Jahr. Mitterlehner rechnet außerdem damit, dass Unternehmen heuer verstärkt investieren, nachdem sie jahrelang aufgrund der Wirtschaftskrise sparen mussten.