Lage in Ost-Ukraine bleibt angespannt
Der ukrainische Übergangspräsident Alexander Turtschinow hat den Demonstranten Straffreiheit versprochen, wenn sie die am Wochenende besetzten Verwaltungsgebäude verlassen. Gleichzeitig erhöht die Polizei den Druck auf die Seperatisten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 10.4.2014
Rückhalt nimmt ab
Sie segnen die Demonstranten und beten für den Frieden: Eine Gruppe orthodoxer Priester zieht heute Nacht mit Ikonen und Weihwasser durch das besetzte Verwaltungsgebäude in Donezk. Russische Fahnen wehen weiterhin über Barrikaden aus Betonstützen und Stacheldraht, dahinter liegen Pflastersteine, damit sich die vermummten Demonstranten gegen einen Sturm der Einsatzpolizei wehren können.
"Vielleicht wollen sie uns provozieren damit wir aufgeben, aber wir geben nicht auf und bleiben bis zum Ende!", sagt einer der Demonstranten in der improvisierten Einsatzzentrale. Doch die Zahl der Unterstützer vor dem Gebäude wird geringer, und in der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkow konnten die Besetzungen bereits beendet werden.
Oligarch gegen Spaltung
Für Ernüchterung gesorgt haben dürfte der Besuch von Rinat Achmetow bei den Demonstranten am Dienstag, dem reichsten Mann der Ukraine, der in Donezk mehrere zehntausend Menschen beschäftigt und als heimlicher Herrscher des Donbas gilt. Eine Spaltung der Ukraine sei ausgeschlossen, erklärte er den Demonstranten. Kurz darauf wurde die Unabhängigkeitserklärung der Volksrepublik Donezk zurückgenommen, erklärt Tatjana Durnieva, eine der Sprecherinnen der Patriotischen Kräften des Donbas: "Viele Leute haben sich an uns gewandt und waren nicht damit einverstanden, deshalb haben wir einen neuen Beschluss gefasst."
Auch politisch haben die Seperatisten ganz offenbar keinen Rückhalt. Mykolai Levchenko von der Partei der Regionen des gestürzten Präsidenten Janukowitsch fordert die Besetzer auf sich zurückzuziehen: "Es ist notwendig das Gebäude der Regionalverwaltung baldigst wieder zu verlassen, damit die normale gesetzliche Ordnung wieder hergestellt werden kann."
Angebot aus Kiew
Aus Moskau kommen weiterhin scharfe Töne: Die NATO brauche die Krise in der Ukraine als Daseinsberechtigung, der Westen habe noch keinerlei konstruktive Schritte zur Entschärfung der Krise gesetzt heißt es in einer Stellungnahme des russischen Außenministeriums. Doch im Moment scheint die Regierung in Kiew die Oberhand zu gewinnen. Übergangspräsident Turtschino hat den Besetzern in der Ostukraine in der Früh Straffreiheit angeboten, wenn sie ihre Waffen abgeben und sich freiwillig zurückziehen.