IHS: Mehr Geld für Problemschulen nötig

Die Ausgaben für die Bildung sollen trotz Sparkurs etwa bei den Ganztagsschulen auf rund acht Milliarden Euro im Jahr steigen. Doch Experten warnen: Wird das Geld so wie bisher aufgeteilt, und gibt es nicht mehr Geld für die Benachteiligten im Schulsystem, drohe dieses zu scheitern.

Morgenjournal, 6.5.2014

Nachteile ausgleichen

Schlechtes Deutsch der Schüler, Migrationshintergrund und niedrige Bildung der Eltern, außerdem kaum Job- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Region: solche Faktoren sollte der Bund stärker berücksichtigen, wenn er sein Budget auf die österreichischen Schulen aufteilt. So steht es in einer neuen Studie, die das Institut für Höhere Studien im Auftrag der Arbeiterkammer erstellt hat. Studienautor Hermann Kuschej: Es fehle im Finanzierungssystem die Rücksichtnahme auf Benachteiligungen. Statt dessen gebe es eine Kopfförderung ohne Berücksichtigung förderungswürdiger Hintergründe.

Solche Benachteiligungen müssten ausgeglichen werden, sagt auch Barbara Herzog-Punzenberger, Forscherin am Bildungsinstitut des Bundes (BIFIE). Österreich habe hier großen Nachholbedarf im Vergleich mit Ländern wie der Schweiz, Deutschland oder den Niederlanden. Dort erhielten die Schulstandorte je nach Zusammensetzung der Schülerschaft und der Familien je nach Zusammensetzung unterschiedliche Mittel. Konkret könnte das bedeuten, dass betroffene Schulen stundenweise mehr Lehrer und mehr Unterstützungspersonal bekommen.

Risiko für Schulsystem

Die jetzige Sprachförderung, die vor allem auf Migrantenkinder abzielt, reiche nicht, sagt Herzog-Punzenberger. Ihr geht es auch um die vielen Risikoschüler, also jene, die kaum lesen oder rechnen können. Und das seien vor allem solche, deren Eltern oft selbst höchstens einen Pflichtschulabschluss haben. Da hätten die Lehrer eben andere Aufgaben zu bewältigen.

Gibt der Bund den jeweiligen Schulen nicht mehr Geld, so IHS-Forscher Kuschej, dann lasse sich Österreich eine große Chance entgehen: "Man geht das Risiko ein, dass Schülerinnen oder Schüler vorzeitig aus dem System kippen und das Schulsystem auf den weiteren Bildungsverlauf überhaupt keinen Einfluss mehr nehmen kann."

Zusätzliche Mittel nötig

Als Regionen, in denen dringend mehr Geld an Schulen benötigt werde, nennt Kuschej einzelne Wiener Bezirke wie Hernals, wo viele Migranten mit schlechten Deutschkenntnissen wohnen, oder zum Beispiel auch den steirischen Bezirk Bruck an der Mur - dort gibt es besonders viele Pflichtschulabschlüsse und gleichzeitig besonders viele arbeitslose Jugendliche.

Geht es nach den Experten, dann kommen die höheren Fördermittel für einzelne Schulen nicht aus dem bereits veranschlagten Budget. Der Bund sollte lieber zusätzliche Mittel verteilen.