Unruhe um Erdogan-Besuch und islamisches Gymnasium

In Österreich sorgt derzeit nicht nur der morgige Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan für Aufregung, auch dass die islamische Föderation in Wien ein islamisches Gymnasium plant, sorgt für Wirbel. Von der Politik kommt Ablehnung, Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) kündigt schon jetzt an, einen Vertrag zur Anerkennung der Schule nicht zu genehmigen.

Abendjournal, 18.06.2014

Kritik an islamischer Schule

Nicht nur der Außenminister, auch Grüne und Freiheitliche lehnen die geplante türkischsprachige islamische Schule ab. Auch wenn der Sprecher der islamischen Föderation Yakup Gecgel nicht, wie ursprünglich, von einer Ausbildung für Imame, sondern von einem Gymnasium spricht. "Es ist ein theologische Schule vorgesehen, die man nach dem 9. Pflichtschuljahr besuchen kann", sagt Gecgel. Es sei nicht vorgesehen, dass Imame ausgebildet werden.

Das Öffentlichkeitsrecht will die islamische Föderation für die Schule übrigens nicht beantragen. Die Zeugnisse wären damit nur in der Türkei gültig, nicht in Österreich. Scharfe Kritik an derartigen Projekten kommt vom Leiter der Imame-Ausbildung an der Uni Wien Ednan Aslan: "Das ist vielleicht aus Sicht der türkischen Republik verständlich, aber aus Sicht von Österreich werden uns solche Unternehmungen nur schaden".

Erdogan wahlkämpft in Wien

Was den morgigen Besuch des türkischen Premiers Erdogan betrifft, findet Yakup Gecgel, dass in Österreich zu viel Wirbel darum gemacht wird. In Frankreich sei der Besuch gar kein Thema. Ähnlich sieht das der Soziologe und Integrationsforscher Kenan Güngör: "Es ist schon ein Unterschied, ob jemand als Staatsgast kommt und man dem offiziellen Protokoll folgt oder ob jemand als wahlkämpfender Privatier hier erscheint". Letzterem sollte man nicht den Raum geben, denn ohne es zu merken ist man dann Teil eines Wahlkampfes, sagt Güngör.

Morgen werden jedenfalls tausende Fans des türkischen Ministerpräsidenten in Wien erwartet, aber auch die Gegner werden auf die Straße gehen.