Nahost: Kein Frieden in Sicht

Der Schlagabtausch zwischen der Hamas und Israel geht weiter. Die Palästinenser schießen aus dem Gazastreifen Raketen bis tief nach Israel hinein, die Israelis fliegen Luftangriffe und signalisieren, dass eine Bodenoffensive möglich ist. Vermittlungsversuche stecken noch in der Anfangsphase. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier fliegt jetzt in die Region, um mit der israelischen und der palästinensischen Führung zu sprechen.

Mittagsjournal, 14.7.2014

Raketenfeuer auf Israel

Bald eine Woche nach ihrem Beginn ist die große Konfrontation zu einer Zermürbungsroutine mit immer gleich klingenden Meldungen geworden. Man zählt die Toten und Verletzten, die von den Palästinensern abgefeuerten Raketen, die israelischen Lufteinsätze. Trotz anhaltender systematischer Schläge der israelischen Luftwaffe setzen die radikalen Palästinensergruppen im Gasastreifen ihr breitgefächertes Raketenfeuer auf Israel fort. Manchmal in Abständen von wenigen Minuten ertönen in den verschiedenen Ortschaften in Südisrael die Sirenen. In den weiter entfernten großen Städten wie Tel Aviv und Jerusalem gibt es zwei, drei Mal pro Tag Alarm. Auch heute sind schon wieder Dutzende Raketen in Richtung Israel geflogen, einige wurden schon in der Luft abgefangen, es gab nur leichten Sachschaden.

Erstmals Drohne eingesetzt

Im Gasastreifen hingegen soll die Zahl der Toten schon auf mehr als 170 gestiegen sein, darunter auch viele Zivilisten. Die israelische Luftwaffe fährt fort, systematisch Raketenwerfer, Waffenlager und Einrichtungen der Hamas anzugreifen. Zugleich werden auch ganze Wohnhäuser und andere Gebäude zerstört, wobei immer wieder Menschen getötet werden. Die Israelis rechtfertigen das damit, dass die Hamas Wohnhäuser, Moscheen und Schulen als Kommandozentralen oder zum Lagern und Abschießen von Raketen benütze.

In der Früh haben die Palästinenser erstmals versucht, eine Drohne einzusetzen. Sie war anscheinend mit Sprengstoff bestückt und wurde über der Küste der Hafenstadt Aschdod vom Abwehrsystem „Patriot“ abgefangen. Auch aus dem Libanon wurde Israel heute mit Raketen beschossen, die Israelis antworteten mit Artilleriefeuer - die Zwischenfälle im Norden gelten aber vorläufig als vergleichsweise unbedeutend.

Bodenoffensive wird diskutiert

Ständig debattiert wird in Israel jetzt über das Für und Wider einer Bodenoffensive. Immer wieder heißt es, die Entscheidung darüber müsse binnen zwei, drei Tagen fallen. Offenbar will die israelische Führung noch abwarten, ob doch Vermittlungsinitiativen anlaufen. Erste Tastversuche soll es geben, am konkretesten haben sich anscheinend die USA und Katar eingeschaltet. Die Abstände scheinen aber noch unüberbrückbar. Die Hamas will das Feuer nur einstellen, wenn sie Zugeständnisse bekommt, insbesondere die Öffnung der Passagen in den Gasastreifen. Für Israel käme das nur in Frage, wenn die Hamas sich entwaffnen ließe und ihr ganzes Raketenarsenal aufgäbe, und das ist wohl undenkbar.

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