BRICS: Wirtschaftsboom vorbei

Brasilien versteht sich als Wirtschaftsmacht, die Regierung hat Vertreter der wichtigsten Schwellenländer nach Fortaleza geladen, zu einer Konferenz der BRICS-Staaten. Das sind Brasilien selbst, Russland, Indien, China und Südafrika - Schwellenländer, das heißt diese Länder stehen kurz davor, große Wirtschaftsmächte zu werden, oder haben die Schwelle wie im Fall China längst überschritten. Aber Wirtschaftswachstum ohne Ende, das ist auch in den Brics-Staaten vorbei.

Brasilien braucht Reformen

Die Fußball WM mag dem Image von Brasilien genützt haben - doch das allein wird nicht reichen, um die Probleme des Schwellenlandes zu lösen. Die Inflation ist mit 6% hoch, das Land ist von Importen abhängig. Die Wirtschaft dürfte in den nächsten zwei Jahren für ein Schwellenland nur relativ schwach wachsen, und zwar zwischen 1,5% und 2,5%, sagen die Analysten von Raiffeisen Research. Dazu kommt die schlechte Infrastruktur, wie zum Beispiel zu wenig öffentlicher Verkehr in den Großstädten. Veronika Lammer, Leiterin der Abteilung Schwellenländer bei Raiffeisen Research: "Das sind sicherlich große Probleme, die man auch nicht so schnell lösen kann. Das ist ein langfristiger Investitionsbedarf. Es geht aber auch darum, dass man die übermäßige Bürokratie abbaut, und so für die Unternehmer ein positiveres Umfeld schafft." Zum Beispiel gibt es in den einzelnen Bundesstaaten Brasiliens unterschiedliche Steuern und Umweltgesetze, auch die Korruption ist ein Thema.

Politische Chance in Indien

Ähnliche Probleme gibt es auch in einem zweiten wichtigen Schwellenland, in Indien. Stromausfälle mehrmals im Monat gehören zum Alltag. Allerdings hat es dort im Frühjahr Wahlen gegeben. Und es gibt die Hoffnung, dass die neue Regierung das Land in eine positive Richtung lenkt: "Man sieht Hoffnung, man kann natürlich in so kurzer Zeit keine Bewegung sehen. Die Regierung Modi hat dadurch, dass sie eine Mehrheit hat und alleine regieren kann, eine große Chance - und alle hoffen, dass die jetzt ergriffen wird. Man hat das auch am Aktienmarkt gesehen, der sehr positiv auf diese Wahl reagiert hat."

BRICS mit eigener Bank

Insgesamt sagen die Analysten für die BRICS-Länder eine leichte Erholung beim Wirtschaftswachstum voraus, wenn auch die Boom-Jahre vorbei sind. Politisch haben die BRICS-Länder in Fortaleza beschlossen, noch stärker zusammenzuarbeiten. Sie wollen eine eigene Entwicklungsbank und einen Währungsfonds aufbauen. Diese Entwicklungsbank soll vor allem Infrastruktur-Projekte in diesen Ländern finanzieren, und das sei positiv, sagt Veronika Lammer von Raiffeisen-Research: "Es ist auf jeden Fall eine gute Idee, Investitionen zu fördern und mit niedrigen Zinsen hier unterstützend zu wirken. Und das Infrastruktur in gerade den Ländern wie Indien oder Brasilien nachhaltig anzugehen." Die Konferenz von Fortaleza zeige auch das wachsende politische Selbstbewusstsein der BRICS-Länder, und auch das sei durchaus positiv zu bewerten.