Lostag in Argentiniens Kampf gegen Pleite

Die Zahlungsunfähigkeit steht Argentinien wieder bevor, wenn man sich nicht innerhalb weniger Stunden mit mehreren US-Hedgefonds einigt. Sie hatten beim Schuldenschnitt nicht mitgemacht und Entschädigung eingeklagt. Das wiederum würde zu einer Kettenreaktion führen - zur Zahlungsunfähigkeit und im schlimmsten Fall zu einer neuerlichen Staatspleite.

Morgenjournal, 30.7.2014

Verhängnisvolle Klausel

"Aasgeier-Fonds" nennt die argentinische Präsidentin Christina Kirchner die beiden US-Hedge-Fonds, die jetzt 1,3 Milliarden US-Dollar von ihr fordern: "Sie haben niemals in Argentinien investiert und uns nie Geld geliehen. Sie haben unsere Staatsschulden für einen Spottpreis von 48 Millionen Dollar auf den Finanzmärkten gekauft." Dass Argentinien die Hedgefonds nicht bezahlt, liege keineswegs an mangelnder Zahlungsfähigkeit, betont der argentinische Ökonom Mario Rapoport, sondern am Zeitpunkt der Forderungen. Das Land dürfe keinesfalls innerhalb der nächsten sechs Monate bezahlen: "Noch bis Jahresende gilt eine Klausel im Umschuldungsabkommen, das Argentinien mit seinen anderen Gläubigern nach der Staatspleite vom Jahr 2001 abgeschlossen hat. Damals verzichtete der Großteil der Gläubiger auf 70 Prozent der Schulden. Allerdings: Kein Gläubiger darf bevorzugt werden. Sprich: zahlt Argentinien den beiden Hedgefonds, die volle Summe jetzt, so könnten auch alle anderen Gläubiger wieder die volle Summe - statt der vereinbarten 30 Prozent - verlangen, erklärt Mario Rapoport.

Stabil genug?

Das wären insgesamt 400 Milliarden Dollar und das könnte Argentinien tatsächlich in die Staatspleite führen. Das Land befindet sich in einer Zwickmühle: Zahlt es die Hedgefonds jetzt nicht aus, so erklären internationale Ratingagenturen Argentinien offiziell für zahlungsunfähig. Die Folgen für die Wirtschaft wären unabsehbar, sagt Rapoport: "Schon jetzt leidet Argentinien unter einer Krise: Die internationalen Rohstoffpreise sind eingebrochen, die Wirtschaft wächst kaum noch, die Inflation ist hoch". Und doch hält der Ökonom Mario Rapoport die internationale Aufregung um die Einstufung als "zahlungsunfähig" für übertrieben. Die argentinische Wirtschaft sei trotz allem stabil genug, die kritischen sechs Monate durchzustehen.

Rapoport ist überzeugt: Argentinien werde auch die Hedgefonds bezahlen, allerdings erst nächstes Jahr, wenn die besagte Klausel ausgelaufen ist. Bis jetzt blieben die sogenannten "Aasgeier-Fonds" aber hart und weigerten sich, die Zahlungsfrist zu verlängern. An einer echten Staatspleite Argentiniens dürften aber auch sie wenig Interesse haben: Denn dann könnten sie auf ihren Forderungen sitzen bleiben.