Türkei: Erdogan Präsident im ersten Wahlgang

Der noch amtierende türkische Regierungsschef Recep Tayyip Erdogan hat die Präsidentenwahl mit 52 Prozent der Stimmen gewonnen. Eine Stichwahl ist daher nicht notwendig. In einer ersten Rede kündigte Erdogan eine "neue Ära" für die Türkei an. Er will voraussichtlich die Machtbefugnisse des Präsidenten stark ausbauen.

Recep Tayyip Erdogan

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Morgenjournal, 11.8.2014

"Sozialer Versöhnungsprozess"

Er werde Staatsoberhaupt aller 77 Millionen Türken sein, sagte Erdogan am Sonntagabend in seiner versöhnlich gehaltenen Siegesrede auf dem Balkon des Gebäudes seiner Partei AKP in Ankara. Die Konflikte der Vergangenheit sollten der "alten Türkei" angehören. "Heute ist ein historischer Tag", sagte Erdogan. "Heute schließen wir die Türen zu der alten Ära und eröffnen eine neue Ära." Der 60-Jährige wird das erste durch das Volk gewählte Staatsoberhaupt der Türkei. "Ich danke allen Bürgern, ob sie mich gewählt haben oder nicht, die dazu beigetragen haben, Geschichte zu schreiben an so einem historischen Tag", sagte Erdogan. "Heute hat nicht nur Recep Tayyip Erdogan gewonnen", fügte der Wahlsieger hinzu. "Heute hat der Wille des Volkes einmal mehr gesiegt. Heute hat die Demokratie einmal mehr gesiegt." Erdogan kündigte einen "neuen sozialen Versöhnungsprozess" an. Alle Türken, ganz gleich welcher Herkunft und welchen Glaubens, sollten gleichberechtigte Bürger sein.

Neue Verfassung angekündigt

Erdogan hat die Präsidentenwahl mit 51,96 Prozent gewonnen, wie die nationale Wahlkommission nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi mitteilte. Der Gemeinschaftskandidat der beiden größten Oppositionsparteien CHP und MHP, Ekmeleddin Ihsanoglu, lag nach Auszählung von 100 Prozent der Stimmen bei 38,33 Prozent. Der Kandidat der pro-kurdischen HDP, der Kurde Selahattin Demirtas, erzielte der Wahlkommission zufolge 9,71 Prozent. Ihsanoglu gratulierte Erdogan am Sonntagabend zum Sieg.

Erdogan regiert seit 2003 und hätte nach den AKP-Statuten nicht ein viertes Mal Ministerpräsident werden dürfen. Mit Erdogans Wahlsieg dürften die Weichen für die Einführung eines Präsidialsystems gestellt und das Amt mit noch mehr Macht ausgestattet werden. Als eines seiner Ziele hat Erdogan eine neue Verfassung angekündigt. (Text: APA, Red.)