Dschihadisten: Familien werden betreut

Allein diese Woche haben drei Fälle von jugendlichen Dschihadisten, die aus Österreich nach Syrien ziehen wollten, hierzulande für Aufregung gesorgt. 140 Menschen sympathisieren in Österreich laut Innenministerium mit dem Dschihad. Seit Monaten arbeitet man an einer sogenannten Deradikalisierungshotline, die derzeit aber noch nicht in Betrieb ist. Ein neu gegründeter Verein möchte schon einen Schritt vorher ansetzen und betreut bereits jetzt betroffene Familien und Jugendliche.

Morgenjournal, 11.9.2014

Abreise zuvorkommen

Ist mein Sohn oder meine Tochter mit dschihadistischen Gruppen in Kontakt, ist er oder sie tatsächlich gefährdet, nach Syrien in den Kampf zu ziehen: das sind die Fragen, die besorgte Angehörige immer häufiger stellen, sagt Politikwissenschafter Thomas Schmidinger vom Verein "Netzwerk Sozialer Zusammenhalt". Wichtig sei es schon früh die Tendenzen zu erkennen und zu handeln.

Die Eltern seien oft verunsichert wegen der bloßen Tatsache, daß ihr Kind plötzlich religiös wird- doch das ist nicht automatisch ein Alarmsignal, so Schmidinger. Alarmsignal sei es, wenn die Personen etwa auf sozialen Medien auf djihadistische Websites zu linken. Oder wenn sie anfangen davon zu reden, in den Djihad zu ziehen.

Die tatsächliche Radikalisierung erfolge meist sehr schnell - oft innerhalb weniger Wochen. Die Jugendlichen sind zwischen 15 und 20 Jahre alt, viele wissen zunächst gar nicht, worauf sie sich einlassen, sagt Schmidinger.

Mit Jugendlichen reden

Man müsse versuchen, die betroffenen Jugendlichen intensiver in unsere Gesellschaft einzubinden und offen mit ihnen sprechen, ohne heikle Themen auszusparen. Wenn sich Eltern, Lehrer und Angehörige rechtzeitig um die Jugendlichen kümmern, dann könne man die Jugendlichen oft noch davon abhalten, diesen Schritt zu setzen.

Schon jetzt werden zahlreiche Familien und Jugendliche vom Netzwerk betreut - dem sich auch Nichtregierungsorganisationen, Wissenschafter und muslimische Verbände angeschlossen haben.

Die konkrete weitere Finanzierung ist noch offen - der Verein wird seine Vorschläge zu weiteren Beratungsstellen im Bereich Deradikalisierung dem Innen- und dem Außenministerium vorlegen.

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