Stichwahl in Brasilien: Rousseff gegen Neves

Brasilien steuert nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl auf einen Stichentscheid zu. Staatschefin Dilma Rousseff von der links-zentristischen Arbeiterpartei PT verpasste laut Wahlbehörde am Sonntag die für einen Erstrunden-Sieg notwendige absolute Mehrheit. Sie trifft nun in drei Wochen überraschend auf ihren Herausforderer Aecio Neves von der eher mitte-rechts stehenden Sozialdemokratischen Partei - und nicht auf die lange als Zweitplatzierte geltende umstrittene Ex-Umweltministerin Marina Silva.

Dilma Roussef

Dilma Rousseff

APA/EPA/ANTONIO LACERDA

Morgenjournal, 6.10.2014

Aus Rio de Janeiro,

Der Sieger des Wahlabends in Brasilien heißt Aecio Neves. Bis vor zwei Tagen lag der ehemalige Gouverneur des wohlhabenden Bundesstaates Minas Gerais noch abgeschlagen auf Platz 3 - hinter der umstrittenen Ex-Umweltministerin Marina Silva. Doch im letzten Moment konnte der Mitte-Rechts-Politiker noch einmal kräftig zulegen. Er erreichte - völlig überraschend - 33,6 Prozent der Stimmen. Zuallererst bedankte sich Aecio Neves bei der brasilianischen Presse. Nicht ohne Grund, denn ein großer Teil der brasilianischen Medienlandschaft ist konservativ und hat keinen Hehl daraus gemacht, dass Aecio Neves ihre liebste Option wäre. In seiner Rede gedenkt Aecio auch des tödlich verunglückten Spitzenkandidaten der Sozialistischen Partei: Eduardo Campos.

Die Hommage an Eduardo Campos könnte durchaus strategisch sein. Denn was Aecio Neves bei der Stichwahl am 26. Oktober braucht, sind jene 21 Prozent der Stimmen, die Marina Silva gestern erhalten hat. Sie trat ja statt des verunglückten Eduardo Campos an. Amtsinhaberin Dilma Rousseff erreichte zwar mit 41,6 Prozent einen deutlichen Vorsprung vor Aecio Neves, dennoch muss sie vor der Stichwahl noch zittern. Sie gibt sich kämpferisch: Unser Kampf geht weiter. aber ich bin mir sicher, er wird abermals erfolgreich sein. Denn es ist der Kampf des brasilianischen Volkes.

Dilma Rousseff punktet vor allem in den ärmeren Bundesstaaten im Nordosten Brasiliens, Aecio Neves im reicheren Süden. Der Wahlkampf in Brasilien bleibt weiterhin spannend.