Koran Verteilungsaktion
25 Millionen Koran-Übersetzungen im deutschsprachigen Raum zu verteilen - das ist das Ziel einer Aktion, die seit rund drei Jahren in Deutschland und Österreich für Aufsehen sorgt. Immer wieder werden auch Vorwürfe laut, die Koran-Verteilungen würden zur Rekrutierung junger islamistischer Kämpfer für Syrien genutzt. Der Verantwortliche in Österreich bestreitet das. Aber er räumt ein, dass die Koranverteilungsaktion bis vor eineinhalb Jahren in Verbindung stand mit einem am Freitag festgenommenen Wiener Imam.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 2.12.2014
Eine Reportage von der Wiener Mariahilfer Straße,
Möchte die Dame den Koran auf deutsch? Ist kostenlos, viel Freude beim lesen... Freundlich erfüllen sie ihre Mission. Etwa sieben Muslime hinter einem mit Rosen dekorierten Infostand, auf dem sich Koran-Übersetzungen stapeln - auf deutsch, englisch, französisch, russisch, bosnisch und türkisch. „Lies!“ heißt die Aktion, die zum lesen animieren soll und hier in der Maria-Hilfer Straße polarisiert.
Ein junger Mann mit blauem Schal ruft sogar, "Sie sollten sich schämen" - in Richtung zweier Österreicher, die sich Koranübersetzungen genommen haben. Ein 26-jähriger Katholik und Sozialberater entgegnet: er wolle sich selbst ein Bild machen.
Aber geht´s bei der Verteil-Aktion auch um Rekrutierung für den Dschihad? Von der Lies! Aktion will nur einer sprechen, der Organisator Mustafa Brahja. Er bekennt sich zum Salafismus, einer ultrakonservativen Islam-Strömung. Aber mit dem IS-Terror hätten die schönen Info-Stände nichts zu tun - so gut wie nichts: das sei keine Musterungsstelle für Rekruten. Wenn jemand morgen nach Syrien gehe, könne man nichts dafür.
Allerdings war ein am Freitag wegen Verdachts der Terror-Unterstützung festgenommener Ex-Imam früher beteiligt am Koranverteilungs-Projekt. Seit eineinhalb Jahren aber, sei er selbst alleiniger Organisator, beteuert Mustafa Brahja. Und der Verfassungsschutz hat jedenfalls "keine Beweise" für Rekrutierung durch die „Lies!“-Aktion. In der Maria-Hilfer Straße - unter den Sympathisanten ist auch keiner der den IS-Terror gutheißt - zumindest nicht vor dem Mikro. Ein junger Mann hat nur bemerkenswerte Verschwörungstheorien: die Enthaupter seien von den USA und Israel bezahlt, um den Islam schlecht zu machen.
Die Wahrheit, nämlich den Koran verbreiten und verteilen, wollen auch zwei Burschen, aus Bangladesch stammend. Sie nehmen gleich einen ganzen Karton Bücher, erklären dass sie nicht an die Demokratie sondern an die Scharia glauben und hoffen auf Belohnungen fürs Koran-Verteilen.
Direkt im Rahmen der Lies!-Aktion sollen bisher rund 20 Personen in Österreich konvertiert sein. Ziel sei aber nur, den Menschen den Koran zugänglich zu machen, sagt der Organisator - und keinesfalls die Rekrutierung für den Dschihad. Das glaubt auch der 26-jährige Sozialberater mit dem Koran in der Hand. Es gebe auch Christen, die in andere Länder fahren und Nicht-Christen umbringen.
Spricht´s, nimmt seinen Koran mit - und vielleicht hat sogar er eine Spende eingeworfen, damit weiter Korane verteilt werden.
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