Sozialbericht belegt Ungleichheit
Die Ungleichheit nimmt weiter zu. Das zeigt der neue Sozialbericht 2013/2014, der Ö1 exklusiv vorliegt. Demnach steigt das Einkommen aus Arbeit schwächer als das aus Unternehmen oder Vermögen - und auch innerhalb der Gruppe der unselbständig Beschäftigten wird die Kluft immer größer: denn nur noch etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) ist vollzeitbeschäftigt. 47 Prozent der Unselbständigen arbeiten schon in atypischen Beschäftigungsformen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 21.1.2015
Vermögen wächst schneller
Die Schere geht weiter auf: Trotz des Einbruchs während der Krise haben sich die Unternehmens- und Vermögenseinkommen im vergangenen Jahrzehnt besser entwickelt als die Arbeitseinkommen, von 2000 bis 2010 haben die Löhne und Gehälter im Schnitt um knapp 3 Prozent pro Jahr zugenommen, die Gewinne und Vermögen aber um 4,5 Prozent, das zeigt der neue Sozialbericht. 2012/13 hat es bei den Gewinnen zwar wieder ein leichtes Minus gegeben, am langjährigen Trend, so der Bericht, ändere das aber nichts.
Das zeigt auch der sogenannte Gini-Koeffizient, der die Ungleichheit in einer Gesellschaft misst. 0 wäre dabei völlige Gleichheit, 1 totale Ungleichheit, und dieser Gini-Koeffizient ist bei den Haushaltseinkommen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, liegt 2012 bei 0,35 - auch in den Haushalten wird die Verteilung also ungleicher. Und mehr als jeder siebente Haushalt verfügt nur über ein niedriges Einkommen, hat also weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung.
Ungleiche Einkommen
Ungleich, so der Sozialbericht, ist auch Abgabenbelastung: Jene auf Löhne und Gehälter, ist wesentlich höher als die Abgabenbelastung auf Gewinne und Vermögen und dieser Unterschied habe sich in den vergangenen Jahrzehnten noch verstärkt.
Aber auch innerhalb der unselbständig Beschäftigten werden die Einkommen ungleicher: das oberste Fünftel bekommt fast die Hälfte des Kuchens, das unterste gerade einmal 2 Prozent. Gestiegen ist auch der Anteil der Niedrig-Lohnbezieher - auf 16 Prozent 2012. Bei Frauen liegt der Anteil der Niedrig-Verdienerinnen bei 32 Prozent, ist also doppelt so hoch wie insgesamt.
Bei der Armutsgefährdung liegt Österreich unter dem EU-Durchschnitt, über 1einhalb Millionen Menschen in Österreich waren 2013 Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdet, das sind 18,8 Prozent der Bevölkerung und damit weniger als vor 5 Jahren, aber etwas mehr als 2012. Ein besonders hohes Risiko für Armutsgefährdung haben Alleinerzieherinnen, Migranten, Personen mit Behinderung und Personen mit niedriger Bildung.
Und große Unterschiede gibt es auch wenn man sich die Lebensbedingungen in Österreich ansieht, etwa die Wohnkosten: Fast 600.000 Menschen müssen mehr als 40 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen inkl. Heizung und Strom ausgeben, von den stark steigenden Wohnungskosten sind Haushalte mit niedrigen Einkommen überproportional betroffen.
Für die Hälfte dieser Haushalte stellt eine unerwartete Ausgaben über tausend Euro ein großes Problem dar und Menschen mit niedrigen Einkommen haben vier Mal so oft gesundheitliche Einschränkungen wie Menschen in Haushalten mit hohen Einkommen.