Bratislava - eine Festung

In Bratislava findet heute der Gipfel der EU-Staats-und Regierungschefs statt. Es ist ein informeller Gipfel, bei dem Großbritannien erstmals nicht vertreten sein wird. Für die slowakische Hauptstadt ist das Event eine enorme logistische und sicherheitstechnische Herausforderung. Ein Ausflug ins nahe gelegene Bratislava ist nicht anzuraten. Denn die enormen Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt werden zu massiven Verkehrseinschränkungen führen.

Morgenjournal, 16.9.2016

Aus Bratislava,

Seit gestern abend hört man sie ununterbrochen: Hubschrauber, die über der Stadt kreisen. Das ansonsten so quirlige Zentrum ist wie ausgestorben, weiträumige Absperrungen vor den öffentlichen Gebäuden und überall Polizei.
Bratislava ist heute sicherlich die am besten bewachte Stadt Europas, lässt sich der Vizepräsident der slowakischen Polizei gerne zitieren. Zuletzt gab es hier solche Sicherheitsmaßnahmen beim Gipfeltreffen zwischen US-Präsident George Bush und Russlands Präsidenten Vladimir Putin 2005.

Wie damals wurden auch jetzt tausende Polizisten, Rettungsleute und Feuerwehrmänner aus dem ganzen Land zusammengezogen. Wie viele genau, will man aus taktischen Gründen nicht sagen. Der öffentliche und private Verkehr ist heute in der Stadt massiv eingeschränkt, in den Morgenstunden nahezu völlig eingestellt. Es gilt den Limousinen mit den Staats-und Regierungschefs und ihren Delegationen freie Fahrt vom Flughafen auf die Burg zu gewährleisten. Dafür wurden nicht nur die großen Straßen gesperrt, für mehrere Stunden werden auch sämtliche 5 Brücken über die Donau abgeriegelt, selbst für Fußgänger.

Die Burg von Bratislava, wo am Vormittag der slowakische Premier Robert Fico seine EU-Partner empfängt, gleicht einer Festung. Der Luftraum über der Stadt ist während des gesamten Gipfels zu. Aber auch die Donau ist teilweise gesperrt. Gastgeber Robert Fico hat seine Gäste zu einer mehr als 2 stündigen Schifffahrt eingeladen.

Wer heute in Bratislava zur Arbeit muss, der muss sehr früh aufstehen, langwierige Umwege und Wartezeiten in Kauf nehmen. Viele Büros haben heute ihren Mitarbeitern angeboten, von zuhause aus zu arbeiten, oder haben gleich geschlossen. Geschlossen sind auch sämtliche Schulen in der Stadt. Damit können die Bewohner von Bratislava ein langes Wochenende für einen Kurzurlaub nutzen, so der Rat der Regierung, und so dem Belagerungszustand in Bratislava entkommen.