Nobelpreisverleihung

ALEXANDER MAHMOUD

Nobelpreiswoche 2018 in den Dimensionen

Seit 1901 wird der Nobelpreis für überragende Leistungen in Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Arbeit für den Frieden verliehen. Seit 1969 auch für den Bereich Wirtschaft. Die Nobelpreise werden jedes Jahr am 10. Dezember in Stockholm, dem Todestag des Stifters der Preise Alfred Nobel, überreicht. Im Vorfeld widmen die Dimensionen prämierten Forschern in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaft eine Wochenserie.

"Prizes to those who, during the preceding year, shall have conferred the greatest benefit to mankind." Alfred Nobel

James P Allison und Tasuku Honjo im Hintergrund

AFP/JONATHAN NACKSTRAND

Die Scharfmacher der Immunabwehr gegen Krebs

Den Medizinnobelpreis 2018 erhalten heuer der US-Forscher James P. Allison und der japanische Wissenschaftler Tasuku Honjo. Die beiden Immunologen trugen wesentlich zur Entwicklung der Immuntherapie bei Krebs bei, einem vielversprechenden, manche meinen sogar revolutionären Ansatz in der modernen Tumorbehandlung.

"For their discovery of cancer therapy by inhibition of negative immune regulation."

Nobelpreismünze

AFP/DON EMMERT

Anders als traditionelle Krebstherapien, die direkt auf den Tumor zielen, aktiviert die Immuntherapie die körpereigene Abwehr, um Krebszellen zu bekämpfen. Allison und Honjo erforschten Proteine, die Immunzellen bremsen können.

Ihre Idee: Gelingt es, diese Bremse zu lösen, könnten diese Zellen zur Bekämpfung eines Tumors "scharf" gemacht werden. Mittels künstlich hergestellter Antikörper ist das auch gelungen. Als besonders effektiv haben sich Immuntherapien bisher bei schwarzem Hautkrebs und Lungenkrebs erwiesen, denen mit herkömmlichen Behandlungsmethoden nur schwer beizukommen war. Der Wermutstropfen: Es spricht nur ein Bruchteil der Patienten auf eine Immuntherapie an.

Wie Werkzeuge aus Licht die Welt verändern.

Kaum ein anderes Werkzeug aus dem Thinktank der Physik hat die Welt in den vergangenen Jahrzehnten stärker revolutioniert als der Laser. Weshalb es auch kaum verwundert, dass der heurige Physiknobelpreis schon wieder für drei bahnbrechende Arbeiten auf dem Gebiet der Laserphysik vergeben wird.

"For the optical tweezers and their application to biological systems."

Der Amerikaner Arthur Ashkin erhält die Auszeichnung für die Entwicklung einer Lichtpinzette, mit der man winzigste Partikel festhalten oder bewegen kann. Damit bekam er erstmals Bakterien in den Griff, ohne sie zu verletzen. Heute untersucht man mit dieser optischen Pinzette vor allem biologische Systeme wie Proteine, DNA, Viren oder Zellen.

"For their method of generating high-intensity, ultra-short optical pulses."

Gérard Mourou

Gérard Mourou

AFP/PHILIPPE LOPEZ

Die zweite Hälfte des Preises teilen sich der Franzose Gérard Mourou und die Kanadierin Donna Strickland. Sie haben eine Methode zur Herstellung hochintensiver, ultrakurzer Lichtimpulse entwickelt. Ihre Technik wurde zum Standard für Hochleistungslaser, wie sie heute in der Industrie oder Medizin gebräuchlich sind. Millionenfach durchgeführte Augenoperationen mit Laser wären ohne die Arbeiten der beiden Laureaten unmöglich. An Anwendungen in der Krebstherapie wird derzeit geforscht.

Die Kraft der Evolution nutzbar machen

Grundprinzipien der Evolution im Labor nachstellen und so neue Proteine herstellen: Diese Idee steckt hinter den Arbeiten der frisch gekürten Nobelpreisträger für Chemie. Sie nutzen dafür zufällige genetische Veränderungen - Mutationen - und die natürliche Auswahl - Selektion.

"For the directed evolution of enzymes"

Der US-Amerikanerin Frances Arnold gelang es so erstmals, Enzyme gezielt in eine gewünschte Richtung zu entwickeln, die dann völlig neue chemische Reaktionen ausführen können.

Die Anwendungsmöglichkeiten sind zahlreich: Etwa die Herstellung von Biotreibstoffen, Pharmazeutika oder Enzymen für eine "grünere" chemische Industrie. Frances Arnold erhält für ihre Arbeit die Hälfte des mit knapp 900.000 Euro dotierten Chemie-Nobelpreises 2018.

Frances Arnold

Frances Arnold

AFP/HO/CALTECH

"For the phage display of peptides and antibodies."

Die andere Hälfte teilen sich der US-Amerikaner George Smith und der Brite Gregory Winter. Sie entwickelten eine andere Methode zur Herstellung von Proteinen. Dazu bedienten sie sich der Bakteriophagen, spezieller Viren, die Bakterien befallen. Die so erzeugten Proteine können ebenfalls als Medikamente genutzt werden. Behandelt werden damit aktuell Entzündungserkrankungen, Krebs oder Anthrax.

Die Ökonomie der Nachhaltigkeit

1975 erschien beim Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien ein umweltökonomisches Arbeitspapier. "Können wir Kohlendioxid kontrollieren?", fragte der damals 34-jährige Ökonom William Nordhaus - und beschrieb die potenziell katastrophalen Folgen eines Klimawandels, bei dem die Temperaturen um mehr als zwei Grad Celsius stiegen. Nordhaus formulierte damit erstmals das sogenannte Zwei-Grad-Ziel, das bis heute im Zentrum der globalen Klimapolitik steht.

"For integrating climate change into long-run macroeconomic analysis"

Mehr als vier Jahrzehnte später, erhält der US-amerikanische Ökonom den Wirtschaftsnobelpreis 2018. Er teilt sich das Preisgeld mit Paul Romer, der mit seinen Arbeiten vielleicht zur Lösung des Klimaproblems beitragen könnte. Der Ökonom von der New York University hat analysiert, wie sich technologische Innovationen auf das Wirtschaftswachstum auswirken.

"For integrating technological innovations into long-run macroeconomic analysis."

Mit ihren Arbeiten hätten beide Laureaten grundlegende Ideen für ein nachhaltiges Wachstum entwickelt, argumentierte das Nobelpreiskomitee, und nicht nur theoretisiert, sondern konkrete Probleme in Angriff genommen.