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APA/HERBERT NEUBAUER

Kronen Zeitung

Der Feind im eigenen "Krone"-Haus

Wenige Monate nach dem Einstieg des Immobilienmilliardärs René Benko bei "Kronen Zeitung" und "Kurier" über den deutschen Hälfte-Eigentümer der beiden Blätter geht es rund. Die Funke-Gruppe bekriegt sich schon seit Jahren mit der Familie von "Krone"-Gründer Hans Dichand, der die andere Hälfte der Zeitung gehört. Und dank René Benko hat der Feind im eigenen Haus jetzt ein Gesicht bekommen. Die Branche beobachtet die Entwicklung mit Entsetzen.

Er sei schon viele Jahre in der Mediaprint und habe viele dieser Streitigkeiten erlebt, sagt "Kurier"-Geschäftsführer Thomas Kralinger. "Aber ich kann mir bei weitem nicht erklären, warum das jetzt so eskaliert." Kralinger weiß natürlich, warum das passiert – aber es sind auch seine Eigentümer, da hält sich der Medienmanager zurück.

Zehn Millionen Euro garantierter Gewinn für die Familie Dichand, jedes Jahr, plus redaktionelle Vorrechte in der "Kronen Zeitung" – das ist vor mehr als 30 Jahren vertraglich vereinbart worden und den Deutschen schon lange ein Dorn im Auge. Sie wollen das jetzt endlich weghaben, damit sie auch ihren restlichen Anteil an "Krone" und "Kurier", die in der Mediaprint zusammengespannt sind, zu einem guten Preis an den Investor Benko verkaufen können. Denn der kauft den Rest nur, wenn das mit den Dichands bereinigt ist. Benko wartet im Hintergrund ab.

Spesenvorwürfe gegen Herausgeber

Der Hebel der Deutschen sind jetzt Spesenvorwürfe gegen Christoph Dichand, die ausgerechnet Wolfgang Fellner in seiner Gratiszeitung "oe24" als Erster genüsslich ausgebreitet hat: Aufenthalte in Lech, Flüge mit dem Privatjet - Belege dafür haben Wirtschaftsprüfer von Deloitte in der Kronenzeitung-Chefetage ausgegraben. Aber, schrieb Fellner, "nicht irgendwelche Mitarbeiter von Deloitte, sondern die Hardcore-Boys von der Forensik-Abteilung".

Peanuts oder das Ende der Vorrechte?

Laut Insidern gibt es in der Mediaprint keine Reisespesen-Richtlinie, also kann man auch schwer gegen eine solche verstoßen. Das kommt Christoph Dichand gelegen. Am Ende vielleicht doch nur "Peanuts", wie Eva Dichand die Vorwürfe gegen ihren Mann in der "Heute"-Zeitung bezeichnet hat? Die Begleitmusik tönt nämlich aus beiden Dichand-Blättern. Die Gratiszeitung "Heute" lässt plötzlich jede Eigenständigkeit gegenüber der "Kronen Zeitung" vermissen und die Familienbande spielen. Eva Dichand ließ Benko via "Heute" Raubrittermethoden und Mobbing gegen ihren Mann vorwerfen.

"Kampf um Unabhängigkeit der Krone"

Christoph Dichand selbst sagt in einem Interview mit Seltenheitswert zum 60-jährigen Bestehen der Krone, das kommende Woche am 11. April gefeiert wird: Die Unabhängigkeit der "Kronen Zeitung" sei in Gefahr. Und das sei "ein Wert, den man nicht wie Kaufhäuser oder das Chrysler Building kaufen kann" – damit spielte Dichand auf den allerjüngsten Einkaufs-Coup des Investors Benko in New York an.

ORF/Rosanna Atzara

ORF/Rosanna Atzara

Warnung vor dem "Geschäftemacher"

Gesprochen haben die Dichands noch nicht. Claus Pandi, politischer Kolumnist und Chefredakteur der "Salzburg Krone", sagt - in Abstimmung mit seinem Herausgeber Christoph Dichand: "Diese Leute sind Geschäftemacher, und wir machen Zeitung. Und ich finde, Zeitungsredaktionen und Geschäftemacher sollten nichts miteinander zu tun haben." Eine Empfehlung, die Pandi auch dem Bundeskanzler mitgibt, der seine Nähe zu René Benko nicht verbergen kann und will. Zuletzt sind sie gemeinsam auf die Arabische Halbinsel gejettet, wo Benko Deals wie das Chrysler-Building anbahnt.

Die Botschaft des "Krone"-Kommentators Claus Pandi an Sebastian Kurz: "Ich glaube einfach, die Politik sollte sich von Geschäftemachern, die Interessen in Deutschland und den USA haben, von denen Österreich nichts hat, tunlichst fernhalten. Denn Geschäftemacher kommen dann vielleicht zur Politik und wollen etwas."

Am Ende geht es um zehn Millionen Euro

Die Dichands wollen auch etwas: nämlich den für die Familie überaus vorteilhaften Vorabgewinn in der Höhe von zehn Millionen Euro im Jahr behalten. Darum geht es, nicht um die Unabhängigkeit. Die wird von der "Kronen Zeitung" vom Politik-Ressort über die Tierecke bis zum Sportteil recht locker gehandhabt, wie die Plattform "Dossier" mit ihrem dieser Tage auf den Markt kommenden Magazin über das Boulevardblatt aufzeigt. Chefredakteur Florian Skrabal sagt: "Wir haben uns jetzt fünf Monate mit der Kronenzeitung beschäftigt, und man findet eigentlich in jedem Bereich Abhängigkeiten. Und das obwohl die Kronenzeitung noch ein funktionierendes Geschäftsmodell hat und unabhängig sein könnte - nur: gelebt wird das nicht."

Schiedsspruch gegen Jahresende möglich

Entscheiden wird im Krimi um die "Kronen Zeitung" jenes Schiedsgericht, das zuletzt in Wien vier Tage lang Streitparteien und Zeugen angehört hat. Bis die Beratungen der drei Schiedsrichter - das sind gut bezahlte Anwälte - ein Ergebnis bringen, werden noch viele Millionen "Krone"-Exemplare aus der Druckmaschine kommen. Gegen Jahresende könnte es so weit sein.

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