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Europäischer Journalist des Jahres
"Ich bin nicht sicher, dass es Preise braucht"
ZIB2-Moderator Armin Wolf ist beim Prix Europa als europäischer Journalist des Jahres ausgezeichnet worden. Es ist bei weitem nicht der einzige Preis, den der hochdekorierte ORF-Journalist bekommen hat. Was macht das mit ihm? Im #doublecheck-Interview mit Stefan Kappacher spricht Wolf über Jurys, in denen er sitzt, Preise, die er bekommen hat, und Preise, die er nicht annehmen würde.
9. Dezember 2019, 02:00
"Ich muss sagen, ich habe mich schon über jede einzelne Auszeichnung gefreut, jeder von uns freut sich, wenn er gelobt wird", sagt Armin Wolf. Er hat hat heuer oft Grund zur Freude gehabt: Im Februar wurde er österreichischer Journalist des Jahres, dann gab es die "Romy" in der Kategorie Information – ein klassischer Publikumspreis, von der Tageszeitung "Kurier" ausgerichtet. Zwei weitere Preise heimste Wolf in Deutschland ein: mit zwei Kollegen bekam er den "Leipziger Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" – und zuletzt die Auszeichnung als europäischer Journalist des Jahres im Rahmen des "Prix Europa" in Potsdam.
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Kein Einfluss auf journalistische Arbeit
In der Begründung heißt es, Wolf lasse sich "nicht einschüchtern von Drohungen und Kritik, sondern stehe zu seiner Haltung, InterviewpartnerInnen immer auf die gleiche Art und Weise zu befragen". Gibt ihm das Rückhalt in seiner journalistischen Arbeit? Wolf: "Ich würde meine Arbeit nicht anders machen, wenn ich keine Preise dafür kriegte. Ich bin nicht sehr furchtsam, das ändert jetzt für mich nichts." Und Wolf weiter: "Ich bin nicht sicher, dass es Preise braucht. Wenn man einen kriegt, und es ist kein peinlicher Preis, dann freut man sich. Aber wenn es keine Preise gäbe, dann gäbe es sicher nicht weniger Journalismus."
Politische Preise sind für Wolf tabu
Was sind peinliche Preise? "Es gibt Preise, die würde ich nicht annehmen. Wenn irgendwelche Lobby-Gruppen-Preise vergeben, dann ist das tendenziell sogar fragwürdig, wenn Journalisten aus diesem Bereich diese Preise annehmen. Ich würde als ORF-Journalist aber auch keinen politischen Preis annehmen." Wolf nennt den Kunschak-Preis und den Kreisky-Preis, beide sehr angesehen, der eine aber aus dem Umfeld der ÖVP, der andere mit SPÖ-Hintergrund.
Fernsehen verzerrt die Preis-Szene
Bekommen eigentlich immer die Richtigen die Preise? Nein, sagt Armin Wolf. "Weil Menschen ganz unterschiedlich sichtbar sind. Wenn man einmal Preise hat, wird man tendenziell weiter ausgezeichnet, weil man dann Jurys schon aufgefallen ist." Klar benachteiligt sind aus der Sicht von Wolf Radio-ModeratorInnen, aber auch Print-Journalisten, während das Medium Fernsehen bei den Preisen durch Bildschirmpräsenz Vorteile verschaffe. Die Kriterien für Jury-Entscheidungen seien aber auch nicht immer klar nachvollziehbar. Bei den besonders renommierten Preisen habe man hingegen schon den Eindruck, dass sich die Jurys viel Arbeit antun, sagt Wolf.
Der Preisträger sitzt auch in Jurys
Armin Wolf selber sitzt in drei Jurys, in jener für den Österreichischen Journalisten des Jahres und in Deutschland in den Jurys für den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis und den Reporterpreis, Kategorie Investigativer Journalismus. "Das ist besonders transparent, da kann jeder auf der Homepage vom Reporterpreis nachschauen, wer die Jury ist. Die Jury-Sitzungen werden mitgefilmt, und es können auch Berichterstatter von Medien dabei sein. Da diskutieren wir dann ziemlich profund über fünf, sechs Texte von der Shortlist, viele Stunden lang."
Was nichts daran geändert hat, dass sich die Reporterpreis-Jury in der Kategorie Reportage von einem gewissen Claas Relotius blenden hat lassen. Der Spiegel-Mann hat den Reporterpreis gleich vier Mal bekommen, er hat die Preise nach Auffliegen seiner Betrügereien mit erfundenen Geschichten mittlerweile zurückgegeben.