Peter Pilz schreibt auf seinem Laptop im Nationalrat.

AP/LILLI STRAUSS

Online-Magazin

Jetzt soll es zackzack aufwärts gehen

Peter Pilz hat die Seiten gewechselt. Der Ex-Abgeordnete mit 30-jähriger Erfahrung in Untersuchungsausschüssen ist wieder im Parlament zu sehen, im Ibiza-Ausschuss. Aber auf den Journalisten-Bänken. Noch öfter lässt Pilz beobachten, denn er hat jetzt ein eigenes Medium, dessen Herausgeber er ist. "Zackzack.at" ist ein Online-Magazin, das mit Corona-Berichten Auftrieb bekommen hat.

"ZackZack" hat das Ibiza-Flair ja schon im Namen, das war der Schlachtruf Heinz-Christian Straches gegen die "Kronen Zeitung". Auftrieb bekommen hat das Pilz-Medium aber durch einen Bericht über chinesische Textilarbeiter im Corona-Hotspot Lombardei – der habe die Seite erstmals richtig gepusht, heißt es bei "ZackZack". Jetzt kämpft die Redaktion mit Geschichten rund um die Ibiza-Korruptionsaffäre um Aufmerksamkeit. Und es sind gute Geschichten darunter, schließlich ist man dank Pilzens guter Quellen im Besitz sämtlicher Akten des U-Ausschusses und sogar noch mehr, wie der Neo-Herausgeber bereitwillig erzählt.

450.000 Unique Visitors im Monat

Laut Google Analytics hat die Seite derzeit 450.000 Unique Visitors und zwei Millionen Seitenaufrufe pro Monat, 10.000 bis 15.000 Leser pro Tag. "ZackZack" sieht sich damit auf Augenhöhe mit dem digitalen "Falter" und will weiter wachsen. "Wir haben einen medienpolitischen Anspruch und wollen einen Beitrag gegen die so hohe Medienkonzentration in Österreich leisten", sagt Chefredakteur Thomas Walach. Er bezeichnet "Zackzack" als ein "Massenmedium". Herausgeber Peter Pilz ergänzt: "Wir wollen kein zweiter 'Falter' sein, der die aufgeklärte Elite in der Bundeshauptstadt wunderbar bedient. Wir kümmern uns um die Supermarktkassierin, um die kleinen Leute."

Der linke Boulevard, den er meinte

Macht Pilz jetzt also den linken Boulevard, von dem er schon als Politiker gesprochen hat? "Ja, ein linker, aufgeklärter Boulevard. Wir überlassen den Boulevard nicht der Rechten, jetzt gibt es dort Gegenverkehr." Demnächst will "ZackZack" mit einem Forum starten, das sich aber nicht auf Kommentare unter den Artikeln beschränken soll. Man denkt daran, eine komplexere Community aufzubauen. Sechzehn Leute arbeiten derzeit angestellt in der Redaktion, es sollen noch mehr werden.

Noch stimmt die Pilz-Partei-Kasse

Finanzieren kann Pilz sein Medium noch für einige Zeit, weil rund 700.000 Euro aus der Akademieförderung für die Liste Pilz übrig sind. Es komme aber auch Geld aus Förder-Abos herein, also Spenden, um die auf der Website unübersehbar geworben wird. Pilz und seine Leute wollen jetzt auch noch beginnen, Werbung zu verkaufen, sie setzen dabei konkret auf den Wiener Gemeinderatswahlkampf, wo das Geld locker sitzt.

Man wird sehen, wie das funktioniert. Denn "ZackZack" unterwirft sich nicht der ÖWA, das ist die Web-Analyse und die Währung für die Werbebranche, was Online-Schaltungen betrifft. Weil das Pilz-Medium bei der ÖWA nicht dabei ist und nur die Google-Zahlen und selbst ausgelesene Serverdaten zur Reichweiten-Messung heranzieht, sind Vergleiche mit anderen Medien schwierig.

"Bumsti, wieder eine tolle Geschichte"

Und was ist die Rolle von Peter Pilz in der Redaktion? Er sagt: "Die Tagesentscheidungen fallen in der Redaktion, und zwar ohne mich. Manche Geschichten werden gemeinsam recherchiert und besprochen, meine Aufgabe als Herausgeber ist zu helfen, dass wir eine Blattline entwickeln, dass wir größer, stärker und besser werden." Chefredakteur Walach nennt Pilz den "Spiritus Rector", und Peter Pilz selbst bekräftigt: "Ich bin vielleicht einmal in der Woche da, wir telefonieren regelmäßig, aber die Redaktion macht ZackZack. Und ich sitze oft auf der Alm, putze jahreszeitmäßig meine Pilze und schaue am Handy auf ZackZack – und denk mir in der Regel: Bumsti, das ist wieder eine tolle Geschichte."

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