Alpenlandschaft in Tirol, Bäume und Kirchturm

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

9 x Österreich

Erkundungen in Tirol

Die österreichischen Bundesländer werden bis Anfang 2023 in den Fokus von insgesamt neun Radiokolleg-Spezialsendungen gerückt. Dieses Mal dreht sich alles um das Land der Dreitausender.

Skifahren, Föhn, Berge: Smalltalk zu führen ist nicht schwer in Tirol. Es gibt ja auch genug, die genau deswegen hinfahren - den Föhn ausgenommen. Gewöhnungsbedürftig bleiben für manche die Felswände, die die einen bezwingen wollen, den anderen hingegen ein Engegefühl verursachen.

Gewöhnungsbedürftig ist nicht zuletzt auch die Sprache mit den vielen "kch" und "sch". In der Rubrik "Akustische Bodenproben" werden wieder sprachliche Charakteristika (Kcharakhterischtikcha, weil sich die Affrikatisierung hier so konsequent durchgesetzt hat) gesammelt. Wie im Gedächtnisspeicher der Ötztaler Museen, wo sich ein Dialektarchiv befindet. Sprecher/innen können es nicht nur nutzen, sondern auch mitgestalten. So auch unser Pendant auf Ö1: In oe1.orf.at/9maloesterreich gibt es bisher gesammelte Dialektaufnahmen zu hören; jeder und jede ist eingeladen, eigene Audiobeispiele hochzuladen.

Tirol bietet musikalisch einiges

Dialektrap liefert die Band Von Seiten der Gemeinde, und auch sonst bietet Tirol musikalisch einiges: von den eigenwilligen Franui bis zum Querdurchalles-Meister Werner Pirchner, dem Ö1 Publikum zumindest als Komponist der jahrelang gespielten Signations bekannt.

Was Tirol und die Tiroler/innen sonst ausmacht, erfragt das Radiokolleg-Team in über 20 Beiträgen. Existiert die Grenze Südtirol/Resttirol, subsumiert unter "Erbfeinde und Hassliebe" noch immer? Und fühlen sich die Bewohner/innen der heutigen Insel Osttirol anders als die im flächen- und einwohnermäßig überlegenen Nordtirol?

Innsbruck und das Goldene Dachl

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Die teure Hauptstadt

Und wie tickt man in der Hauptstadt? Innsbruck war im 16. und 17. Jahrhundert eine Metropole der damaligen Musikwelt. Innsbruck ist heute für viele unleistbar geworden, die Immobilienpreise sind explodiert. Daneben haben sich spezialisierte Unternehmen etabliert, die zum Beispiel hochkomplexe Hörimplantate produzieren, oder auch Ski aus der alten Kulturpflanze Alpenhanf. Was die Mußestunden angeht, dürfte für die Innsbrucker/innen nach wie vor ein Motto Gültigkeit haben: "Auf die Berg muass i aufi", und zwar in jeder freien Sekunde. Derzeit hip: Freeriden.

Die Verbauung der Alpen

Auch das Ober- und Unterland wurden bereist, bescheidener als geplant, dank Corona. Ein Bild, das sich den Reisenden bietet: viel Natur, viel Zersiedelung. Tirol hat offiziell insgesamt über 16.300 Freizeitwohnsitze, hinzu kommen noch geschätzte rund 10.000 illegal als Ferienwohnungen genutzte Immobilien. Die Folge: alpine Gentrifizierung. Dabei wirbt das Land mit seiner unberührten Natur - ein Widerspruch, wenn man beobachtet, wie verbaut die Alpen bereits sind und welche Projekte auf ihre Umsetzung warten.

Immer mehr fordern einen Baustopp, um die ohnehin schon stark erschlossenen Berge mit ihren Gletschern zu schützen. Das gilt auch für bisher unberührte Wildbäche wie die Ötztaler Ache - die Region soll mithilfe neuer Wasserkraftwerke "energieautonom" werden, doch auch hier regt sich Widerstand. Klima- oder Umweltschutz also?

Abseits davon gibt es fast unbekannte Naturräume: die ökologisch sensiblen Moore oberhalb der Waldgrenze, die noch nicht erfasst sind, was nun mittels einer Moorstandortkarte geändert werden soll.

Gestaltung: Ute Maurnböck