Lars Eidinger

Klara Leschanz/Filmladen Filmverleih

Film von Reiner Holzemer

"Lars Eidinger - Sein oder nicht sein"

Ein Jahr lang hat der Dokumentarfilmer Reiner Holzemer den deutschen Schauspielstar Lars Eidinger mit der Kamera begleitet und ein Porträt gestaltet, das erstmals Einblicke in die Arbeitsweise des Künstlers gibt.

2021 spielte er am Salzburger Domplatz, zeigte seine Fotos in zwei Ausstellungen und trat bei der Festspieleröffnung als DJ auf. Mit jeder Pore seines Körpers habe sich Lars Eidinger der Kunst verschrieben, meint der deutsche Filmemacher Reiner Holzemer. In seinem Dokumentarfilm "Sein oder nicht sein" lässt er gleich zu Beginn prominente Kolleginnen zu Wort kommen. Wenn er spielt, könne man die Augen nicht von ihm abwenden - meint so etwa keine geringere als Isabelle Huppert über den vielseitig begabten Lars Eidinger.

Ich erkenne mich im Film

Als Fotograf fängt er die blinden Flecken unserer Wahrnehmung ein, als DJ sorgt er für ekstatische Partynächte und als Schauspieler befinde er sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere - meint Regisseur Reiner Holzemer: "Es gibt viele Filme über Schauspielende, die 80 Jahre alt sind und auf ihr Leben zurückblicken und wenn man Glück hat, gibt es dann ein paar Aufnahmen, bei denen sie auf der Bühne stehen - aber Lars ist jetzt gerade mitten in seiner größten Schaffenskraft, insofern glaube ich, ist es legitim um ihm näher zu kommen dass man ihm in diesem Tun begegnet und damit darstellt."

"Es geht im Film darum: Wer sind wir eigentlich?", Lars Eidinger

Reiner Holzemer und Lars Eidinger

Reiner Holzemer und Lars Eidinger beim Dreh

Filmladen Filmverleih

"Der Mensch muss etwas haben, was ich nicht verstehe"

Regisseur Reiner Holzemer legt den Fokus seines Dokumentarfilms ganz auf die Bühnenperson Lars Eidinger. Für den Dokumentarfilmer ist es das erste Porträt eines Schauspielenden, da er sich bislang vor allem auf Modeschöpfer und Fotografen spezialisiert hat, aber trotzdem immer einer ähnlichen Frage nachgeht. Die Werke des deutschen Künstlers Juergen Teller beispielsweise habe er schlichtweg nicht deuten können - gesteht Holzemer. Ihn hätten außerdem die ambivalenten Auffassungen von Tellers Bildern interessiert - ihnen wollte er im Zuge seines Films nachspüren: "Bei Lars war es jetzt letztendlich auch so - er ist jemand der polarisiert. Das gleiche gilt für Jürgen Teller. Also der Mensch muss etwas haben, was mich neugierig macht, was ich erstmal nicht verstehe."


"Sein oder nicht sein" - so bezeichnend dramatisch hat Rainer Holzemer mit diesem Hamlet-Zitat sein Porträt über Lars Eidinger betitelt, der sich als ein vom Schauspiel manisch Besessener zeigt und nur dann gut arbeiten kann, wenn er die volle Aufmerksamkeit bekommt. "Ich suche nach allen Momenten und Motiven, die diesen Menschen beschreiben. Und als ich Lars den Film gezeigt habe, hat er nicht um eine Änderung gebeten. Das rechne ich ihm an, dass er die Größe besessen hat, dazu zu stehen und zu sagen: 'Ja, so war’s, das ist auch ein Teil von mir und das gehört auch in den Film hinein.' Das spricht für ihn."

Von den Proben zum Salzburger "Jedermann", seinen Kult-Auftritten als Hamlet an der Berliner Schaubühne bis hin zu seinem Auftritt als betrunkenes "efant terrible" in der Satire-Serie "Irma Vep" begleitet die Kamera den außergewöhnlichen Schauspielstar. Nur auf der Bühne fühle er sich frei, nur vor Publikum wirklich gesehen, meint Lars Eidinger, der im Zuge dieses filmischen Porträts zwar lustvoll der Selbstdarstellung frönt, aber sich gleichzeitig ungefiltert, angreifbar und unprätentiös präsentiert. Er habe zwar ein großes Ego, meint etwa Juliette Binoche über den Schauspieler, aber es stehe stets im Dienst einer größeren Sache.

Gestaltung

  • Julia Baschiera