Totenmaske von Dante Alighieri

APA/AFP/VINCENZO PINTO

Gedanken für den Tag

Jan-Heiner Tück über Dante Alighieri

"Von der Hölle durch das Purgatorium ins Paradies". Anlässlich des 700. Todestages der italienischen Dichterikone, Gedanken von Jan-Heiner Tück, Professor für Dogmatik an der Universität Wien

Dante, dessen 700. Todesjahr wir heuer begehen, hat mit der Divina Commedia einen Klassiker der Weltliteratur vorgelegt. Der Ausblick auf das Jenseits verändert den Blick auf das Diesseits. Dante erinnert daran, dass das Leben hier nicht gleichgültig ist. Wir enden nicht im Nichts. Wir werden erwartet, wir werden befragt. Seine dreigestufte Topographie des Jenseits von Hölle, Purgatorium und Himmel ist kühn, sie nimmt das Gericht Gottes vorweg. Sie ist zugleich sprachmächtig und innovativ: Dante hat sein Werk nicht auf Latein verfasst, wie damals üblich, sondern in der italienischen Volkssprache. Dadurch hat er seinen Landsleuten die Sprache gegeben, die sie bis heute sprechen und schreiben.

Dante stammt aus Florenz, er war dort in den Streit zwischen papsttreuen Guelfen und kaiserlichen Ghibellinen verwickelt. Trotz anfänglicher Erfolge war ihm in der Politik kein Glück beschieden, seine Gegner haben ihn verurteilt und ins Exil geschickt. Die Infamie der Verbannung hat er versucht, durch die Fama seines Werkes zu kompensieren. Und schon zu Lebzeiten ist er als Dichter berühmt geworden. Florenz aber hat er nie wieder betreten können.

Die Krise in der Mitte seines Lebens steht am Anfang der Commedia. Dante verläuft sich in einen dunklen Wald. Von drei wilden Tieren, die die Laster der Stadt Florenz symbolisieren, wird er in die Enge getrieben, da spürt er den Blick eines anderen auf ihm ruhen. Dieser andere ist Vergil, der römische Dichter, der ihm hilft, einen Ausweg aus der Gefahr zu finden. Vergil, das große Vorbild, zeigt ihm den Einstieg in die andere Welt. Er geleitet Dante auf seiner Reise bis in den untersten Schlund der Hölle, er spornt ihn an, den Läuterungsberg zu besteigen, an der Schwelle zum Paradies muss er als Heide allerdings passen. Hier übergibt er das Geleit an drei Frauen, darunter Beatrice, die früh verstorbene Geliebte. Mit ihr zusammen lenkt Dante den Blick in die ewige Sonne, das Licht der Lichter. Diese Welt wäre ärmer, wenn es den Ausblick auf die andere nicht gäbe.

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Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Katharine Blake
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Dante Alighieri/1265 - 1321
Vorlage: Dantes Inferno
Album: THE ROSE
Titel: The circle of the lustful (Canto 5, aus Dantes "Inferno")
Ausführende: Mediaeval Baebes /Gesang m.Begl.
Länge: 04:00 min
Label: Nettwerk/EMI 5572972

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