Kriminalisierung von Aids erschwert Vorsorge

HIV-Infektionen bei Frauen steigen

Der Frauenanteil bei HIV/Aids liegt weltweit bei 50 Prozent, im südlichen Afrika ist er mit 60 Prozent am höchsten. Die Gründe sind schlechte Bildung, fehlende Jobs und unbezahlte Arbeit im häuslichen Bereich. Beim internationalen Aids-Kongress in Wien erläutern Menschenrechts-Netzwerke die Frauenrechte im Zusammenhang mit HIV/Aids.

Morgenjournal, 22.07.2010

Zugang zur Vorsorge schwerer

Der Anteil an Frauen unter den Menschen mit einer HIV-Infektion steigt seit Jahren und liegt mittlerweile, weltweit betrachtet, bei 50 Prozent. Frauen haben in vielen Staaten durch soziale Benachteiligung, sexuelle Diskriminierung und als Gewaltopfer ein besonderes Risiko.

Die Kriminalisierung von HIV/Aids schade Frauen zusätzlich, kritisiert die Menschenrechtsaktivistin Johanna Kehler vom Aids Legal Network in Südafrika.
"In vielen Staaten werden Sexarbeiterinnen kriminalisiert", so Kehler, "das erhöhe das HIV-Ansteckungsrisiko insofern, als in der Illegalität der Zugang zu Vorsorge und auch zu Behandlung ungemein schwerer ist."

"Vorgeschriebener HIV-Test zweischneidig"

Die Kriminalisierung von HIV/Aids, die vor allem Frauen zu Leidtragenden macht, vollziehe sich mitunter subtiler. Kehler fügt hinzu, dass es in vielen Staaten Afrikas gesetzlich vorgeschrieben sei, dass schwangere Frauen auf HIV getestet werden müssen. Das sei zweischneidig, so die Menschenrechtsaktivistin. Natürlich seien Tests nützlich, um gegebenenfalls Medikamente nehmen zu können oder das Risiko der Übertragung von Mutter auf Kind zu verringern, sagt Johanna Kehler. "Aber jede und jeder habe das Recht auf Selbstbestimmung und darauf was mit dem eigenen Körper geschieht", meint die Menschrechtsaktivistin.

"Man bedenke, dass in manchen Staaten ein möglicherweise positiver HIV-Test zu Gewalt, zu Ausgrenzung und zur Abnahme der Kinder führen könne", so Kehler. Das Recht auf den eigenen Körper wird laut Menschenrechtsaktivistin Kehler in einigen Ländern buchstäblich beschnitten. "HIV-positive Frauen würden beispielsweise in Namibia zwangsweise sterilisiert, unter dem Vorwand, die Gesundheit von Frauen, Müttern, Kindern zu schützen."

Menschenrechte für Frauen gefordert

Zusammenfassend fordert Kehler vom Aids Legal Network in Südafrika, dass Menschenrechte endlich auch für Frauen gelten müssten. So lange Frauen keine Kontrolle und kein Recht über ihren eigenen Körper haben, so lange werden auch die meisten HIV/Aids-Präventionsprogramme ins Leere laufen, so die Menschenrechtsaktivistin.

Frauen stärker in Projekte einbeziehen

Anlässlich der internationalen Aids-Konferenz in Wien hat das österreichische Netzwerk "Wide - Women in Development Europe", ein Verein zur Förderung genderbewusster entwicklungspolitischer Projektarbeit, ein Positionspapier verfasst. "Wide" fordert die österreichische Bundesregierung und die internationale Staatengemeinschaft auf, Frauen stärker einzubeziehen, damit HIV/AIDS-Präventions- und Behandlungsprogramme auf die besonderen Bedürfnisse von Frauen abgestimmt und von diesen auch angenommen werden können - wie zum Beispiel von Sexarbeiterinnen.