Wiesen als Klimafaktor

Wie Alpenwiesen atmen

Meist sind es Studien zu Wäldern oder den Meeren, die sich mit den Kreisläufen Kohlenstoff, Wasser und Energie beschäftigen. In Tirol geht die Uni Innsbruck andere Wege und untersucht die Rolle der Wiesen als Klimafaktor.

Wiesen wirken aufs Klima: Wenn Pflanzen wachsen und wenn sie vergehen oder gemäht werden, dann setzen sie verschiedene Spurengase frei. Diese flüchtigen organischen Kohlenwasserstoff-Verbindungen haben großen Einfluss auf die Erdatmosphäre und damit auf das Klima.

Neues Gerät um organische Spurengase zu messen

Bisher gab es dazu wenige Untersuchungen, heißt es von der Universität Innsbruck, denn es war gar nicht möglich, alle flüchtigen Spurengase in der Umgebungsluft einer Wiese zu messen. Das Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik hat daher ein neues Gerät entwickelt - ein spezielles Protonentransfer-Reaktions-Massenspektrometer.

Die ersten Test-Messungen damit zeigten, dass Gräser - besonders wenn sie zu wachsen beginnen und auch wenn sie geschnitten werden - größere Mengen an flüchtigen Spurengasen freisetzen. Während der Wachstumsphase sei es einzig Methanol; beim Schneiden und Trocknen der Gräser kommen andere Spurengase hinzu.

Nachgewiesen wurde das auf Wiesen in 970 Metern Höhe bei Neustift im Tiroler Stubaital; dort läuft eine Langzeitstudie von den Uni-Innsbruck-Instituten für Ökologie und jenem für Ionen- und Angewandte Physik.

Annähernd neutrale Kohlendioxidbilanz

Quasi den "Atem" von Wiesen zu analysieren, ist für die Klimaforschung von Interesse: Pflanzen geben das klima-relevante Kohlendioxid ab; umgekehrt filtern sie auch wieder CO2 aus der Atmosphäre. Global betrachtet überwiegt Letzteres und so binden Wiesen, Wälder, Wüsten, Steppen, usw. je nach Schätzung bis zu 40 Prozent des weltweiten Kohlendioxids.

Die Studien-Wiese in Neustift - die immer wieder gemäht wird - hat laut Uni Innsbruck übrigens über einen längeren Zeitraum betrachtet eine annähernd neutrale Kohlendioxidbilanz. Damit der "Atem" von Wiesen leichter gemessen werden kann, tüftelt die Uni Innsbruck an einer speziellen Software und der mobilen Variante des neuen Messgeräts.

Service

Universität Innsbruck - Arbeitsgruppe Umweltphysik und Ionen-Molekül-Reaktionen
Universität Innsbruck - Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik
Universität Innsbruck - Flüchtige organische Kohlenstoffverbindungen