Brand bedroht verseuchte Region
Nun droht radioaktive Rauchwolke
Rund um das russische Nuklearaufbereitsungszentrum Majak ist Montagnachmittag der Notstand ausgerufen worden. Experten schätzen die Situation als weitaus kritischer ein als bei den bisher durch die Brände bedrohten Atomforschungsanlagen.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 09.08.2010
Radioaktiver Rauch
Die Region rund um das Wiederaufbereitungsanlage Majak gilt als die am stärksten radioaktiv verseuchte Region der Welt. Seit 1948 wird hier mit Nuklearmaterial gearbeitet, hier entstanden auch die ersten sowjetischen Atombomben. Im Lauf der Jahre ist es immer wieder zu Unfällen gekommen, zum größten davon im Jahr 1957. Aber auch danach ist immer wieder radioaktives Material ausgetreten. Sollte der Wald hier tatsächlich zu brennen beginnen, ist damit zu rechnen, dass radioaktiver Rauch aufsteigt. Die Partikel könnten sich je nach Wetterlage über weite Gebiete verteilen.
Größte Atomkatastrophe vor Tschernobyl
Das Atomzentrum Majak liegt 1.500 Kilometer östlich von Moskau im Südural. Die Wiederaufbereitungsanlage war am 29. September 1957 Schauplatz der größten Atomkatastrophe vor Tschernobyl im Jahr 1986. Doch die Welt erfuhr erst Jahrzehnte später davon. Ein unterirdischer Betontank mit flüssigen, hoch radioaktiven Abfällen explodierte. Nach offiziellen Angaben starben 200 Menschen. Schätzungen zufolge kamen jedoch etwa 150.000 Menschen an den Folgen ums Leben.
Die radioaktive Strahlung verseuchte ein Gebiet von etwa 100 Quadratkilometern. Zwar wurden bei dem Unfall nur einige Prozent der Strahlungsmenge der Katastrophe von Tschernobyl freigesetzt. Da die radioaktiven Stoffe aber auf einem viel kleineren Gebiet niedergingen, waren die Folgen ähnlich verheerend.
Das Unglück blieb lange geheim. Erst 1976 veröffentlichte der von der Sowjetunion ausgebürgerte Biochemiker und Dissident, Schores Medwedew, in London einen Aufsatz, in dem er Hinweise auf die Katastrophe zusammentrug. 1979 veröffentlichte er das Buch "Bericht und Analyse der bisher geheim gehaltenen Atomkatastrophen in der Sowjetunion". Erst zehn Jahre später bestätigte die Sowjetführung den Vorfall in Majak.
Auch Atomforschungszentrum gefährdet
Der Notstand gilt für einen Teil des Gebietes Tscheljabinsk, etwa 2.000 Kilometer von Moskau entfernt. Hier liegt auch ein Atomforschungszentrum bei der Stadt Sneschinsk. Der russische Minister für Katastrophenschutz Schoigu hat erst in der Früh zusätzliche Rettungskräfte in die Region beordert.
Smog verlagert sich
In Zentralrussland scheint sich die Lage heute etwas zu entspannen, auch der Smog über Moskau ist heute weniger dicht als in den letzten Tagen, dafür wurden am Wochenende auch in weiter entfernten Städten wie St. Petersburg und Ekaterinburg im Ural erhöhte Luftschadstoffe gemessen. Die Sterblichkeit ist in Moskau aufgrund der Hitze und der schlechten Luft deutlich gestiegen, laut russischen Medien sterben pro Tag 200 Menschen mehr als in normalen Sommern.