Debatte um den Katastrophenschutz

Feuerwehr statt Bundesheer?

Ein heiß diskutiertes Argument in der Bundesheer-Debatte ist der Katastrophenschutz. Sind doch bei jeder Hochwehrkatastrophe Jungsoldaten im Einsatz. Medial unbemerkter sind davor aber meist ehrenamtliche Helfer der freiwilligen Feuerwehr am Werk. Könnte die Feuerwehr das Bundesheer beim Katastrophenschutz völlig ersetzen?

Mittagsjournal, 07.02.2011

Die vergessenen Katastrophenhelfer

Der Präsident des Bundesfeuerwehrverbandes Josef Buchta ist angesichts der Wehrpflichtdebatte empört. Über die Katastrophenhilfe der 330.000 freiwilligen Feuerwehrleute habe man in der Diskussion bisher nicht berichtet und deren Leistungen vollkommen vergessen. Schließlich seien schon bisher 90 Prozent der Katastropheneinsätze von der Feuerwehr abwickelt worden: "Und wenn da einer das Gegenteil behaupten will, dann muss er das erst beweisen."

Die Feuerwehr sei bislang schon die Einheit gewesen, die zuerst am Unglücksort war. Logistisch wäre es möglich, künftig den gesamten Katastrophenschutz zu übernehmen, sagt der Leiter des Vorarlberger Feuerwehrverbandes Hubert Vetter. Personell sei man schon jetzt besser aufgestellt.

Republik soll sich nicht drücken

Aber selbst im eigenen Bundesland wird Vetter vehement widersprochen. Allerdings geht es Landesrat Erich Schwärzler, zuständig für die Katastrophenhilfe, dabei weniger um die Logistik: "Die Republik Österreich soll sich nicht aus der Verantwortung ziehen. Es ist Aufgabe des Staates und der öffentlichen Hand, für Katastrophenschutz zu sorgen. Das sollte man nicht auf die Feuerwehren abschieben."

Außerdem könne man im Ernstfall schlecht von einem freiwilligen Feuerwehrmann erwarten, dass er sich 14 Tage Urlaub nimmt, um an einem größeren Katastropheneinsatz teilzunehmen.

Die Erschöpften ablösen

Ähnlich sieht es der Kurt Kalcher von der steirischen Katastrophenschutzabteilung. Das Bundesheer sei für ihn notwendig, wenn es gilt, die erschöpften und müden Feuerwehrleute bei ihrer Arbeit abzulösen. Außerdem fehle es den Feuerwehren an der nötigen Gerätschaft, vor allem, wenn es um die Wiederherstellung von Infrastruktur gehe oder darum, Regionen aus der Luft zu versorgen.

Bessere Rahmenbedingungen

Er wolle nicht irgendjemandem die alleinige Verantwortung für den Katastrophenschutz zu übertragen, sagt Josef Buchta vom Bundesfeuerwehrverband. Vielmehr gehe es ihm darum, die Rahmenbedingungen für eine produktive Zusammenarbeit zu verbessern.

In einem sind sich alle einig: Arbeitgeber von Freiwilligen Feuerwehrleuten sollten künftig entsprechend belohnt werden, etwa durch steuerliche Erleichterungen. Denn die freiwilligen Helfer waren und werden wohl auch in Zukunft im Katastrophenfall als erstes ausrücken.