Trend setzt sich auch nach der Krise fort
Leiharbeit boomt in Österreich
Rund 70.000 Leiharbeiter sind derzeit in Österreich tätig, 2009 in der Wirtschaftskrise waren es rund 57.000. Mit der sich erholenden Wirtschaft dürfte auch der Trend zu mehr Leiharbeit weitergehen, sagt das Arbeitsmarktservice. Gewerkschaft und Arbeiterkammer stehen dieser Entwicklung kritisch gegenüber.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 02.04.2011
"Jobmotor Zeitarbeit"
Der Personaldienstleister Trenkwalder ist in Österreich Marktführer in der Vermittlung von Leiharbeitern. Der Boom bei der Leiharbeit, auch Zeitarbeit genannt, hat Trenkwalder im Vorjahr ein deutliches Umsatzplus beschert. Vor allem in Branchen wie der Automobil-, Elektronik-, Metall- oder Nahrungsmittelindustrie sei die Nachfrage nach Leiharbeitern hoch, sagt Trenkwalder-Vertriebschef Hermann Mairhofer: "Die Wirtschaft ist sehr froh, dass es die Zeitarbeit gibt. In Österreich und Deutschland wird immer wieder vom Jobmotor Zeitarbeit gesprochen. Hier weiß man zu schätzen, dass die Zeitarbeit eine Flexibilisierung in der Industrie zulässt, die es vorher nicht gegeben hat."
Vorteile in der Krise
Leiharbeiter werden von Personaldienstleistern an andere Unternehmen vermittelt und für die Dauer des Einsatzes bezahlt. Die Verleihfirma erhält für das Service vom anmietenden Unternehmen eine Gebühr. Von einem Leiharbeitsboom spricht auch Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice. Die Leiharbeit habe sich in der Wirtschaftskrise bewährt, mit der Wirtschaftserholung setze sich diese Entwicklung fort. In der Krise waren Betriebe sehr kurzfristig in der Notwendigkeit, sehr rasch Arbeitskapazität abzubauen und vor schwierige Situationen gestellt, wo Auftragseinbrüche von 30, 40 Prozent keine Seltenheit waren. "Und da hat sich natürlich die Zeitarbeit in der Krise bewährt, weil dadurch war es möglich, sehr rasch ohne Schwierigkeiten für die Betriebe Personal abzubauen", sagt Kopf.
Flexibilität im Wirtschaftsaufschwung
Wenn jetzt die Erholung wieder komme, dann sei Zeitarbeit eine Variante, um Personal aufzunehmen. "Wenn das Ganze auch noch mit einer gewissen Unsicherheit gepaart ist, dann ist Zeitarbeit deswegen angenehm, weil man dadurch einstellen kann, sich aber trotzdem die Flexibilität erhält, die die Betriebe offenbar wollen", so der AMS-Vorstand.
Prekäre Arbeitsverhältnisse
Für Firmen bietet die Beschäftigung von Leiharbeitern also den Vorteil, dass man Personal schnell anheuern und ebenso unkompliziert wieder loswerden kann. Genau das kritisieren aber Arbeiterkammer und die Gewerkschaft Pro-Ge. Zeitarbeiter seien oft armutsgefährdet, weil sie weniger verdienen als Stammpersonal und oft nur für kurze Zeit engagiert und dann wieder in die Arbeitslosigkeit entlassen werden. Zudem würden Leiharbeiter oft für unangenehme und gefährliche Arbeiten eingeteilt, so der Tenor der Kritik der Sozialpartner. Sie fordern daher schon seit Jahren eine Reduktion der Leiharbeit. Sie ist ein umstrittenes Instrument, räumt auch AMS-Vorstand Kopf ein: "Es gibt die, die sagen, Zeitarbeit sind schlechte Jobs. Weil kurzfristig mit hoher Unsicherheit immer wieder nur von Einsatz zu Einsatz und auch unterbrochen durch Arbeitslosigkeit usw."
Gute soziale Standards
Aber es gebe auch Fälle, wo sich Arbeitssuchende verstärkt für Zeitarbeitsjobs interessieren, sagt Kopf. "Weil es für junge Leute nicht nur eine Möglichkeit ist, um hinein zu kommen, sondern möglicherweise sogar besser zu verdienen. Dieser Wechsel ist für junge Leute auch gerade wegen der Flexibilität auch ganz interessant, um Erfahrung zu sammeln."
Natürlich gebe es unter den Betrieben auch schwarze Schafe, so Kopf, aber insgesamt gesehen hätten Leiharbeiter in Österreich gute soziale Standards, dazu habe auch der Kollektivvertrag für Leiharbeiter beigetragen, den es seit 2002 gibt.