Niki Glattauer zweifelt an Vergleichbarkeit
Pünktlich zu Schulbeginn: "Die PISA-Lüge"
Zweifel an der Aussagekraft der vergleichenden PISA-Tests äußert der Lehrer und Buchautor Niki Glattauer. PISA ist für den kritischen Autor vor allem eines: Politik.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 03.09.2011
"Die PISA-Lüge"
Der PISA-Test, also die internationale Leistungsüberprüfung von Schülerinnen und Schülern wird allgemein als Qualitätsmerkmal von Bildungssystemen gesehen. Aber wie aussagekräftig ist dieses Ranking tatsächlich? Pünktlich zum Beginn des Schuljahres ist nun ein kritisches Buch dazu herausgekommen. Und der Autor geht gleich im Titel hart mit der PISA-Studie ins Gericht: "Die PISA-Lüge" hat Niki Glattauer sein neues Werk genannt.
Kein Vergleich möglich
"Lüge" ist ein hartes Wort. Es bezeichnet eine bewusst geäußerte Unwahrheit. Niki Glattauer ist nicht nur ein bewährter Buchautor, sondern auch aktiver Lehrer an einer Wiener Hauptschule, und er weiß mit Worten umzugehen. Das dubiose an der PISA-Studie ist für ihn, dass man seiner Meinung nach die getesteten Schülerinnen und Schüler in den einzelnen Ländern gar nicht sinnvoll miteinander vergleichen kann: in Österreich sei, anders als in Polen, Finnland oder Shanghai, nur ein kleiner Teil der 15-Jährigen im Gymnasium, der Rest wolle in eine Lehre und habe mit Schule wenig am Hut.
Zehn große Lügen
PISA ist für den kritischen Autor vor allem eines: Politik. Und er listet die seiner Meinung nach zehn größten PISA-Lügen auf. Zum Beispiel, so Glattauer, liege Österreich beim PISA-Test 2009 im Lesen gar nicht so schlecht wie behauptet. Denn der Platz 31 sei nicht so dramatisch, wenn man bedenkt, dass 65 Länder getestet wurden. Einige davon würden aber in den einschlägigen Veröffentlichungen meistens nicht mitgezählt, wodurch ein verzerrtes Bild entstünde.
Auf Migrationshintergrund achten
Es stimme auch nicht, so Niki Glattauer, dass Kinder mit Migrationshintergrund genauso gut abgeschnitten hätten wie solche mit deutscher Muttersprache. Und auch die Behauptung, dass schlechtere Leistungen der Wiener Schülerinnen und Schüler den Gesamtschnitt nach unten ziehen würden, sei eine Legende: die Probleme in den Großstädte, gebe es langsam auch in kleineren Städten.
Zum Beispiel Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache nach einem Schlüsselsystem auf verschiedene Schulen aufzuteilen, und flächendeckend eine Ganztagsschule einzuführen, um gefährdete Jugendlichen vor nachmittäglicher Verwahrlosung zu schützen. Wenig überraschend, dass der Bildungsvolksbegehrens-Proponent Niki Glattauer auch für eine gemeinsame Schule bis 15 eintritt.
Sein Buch "Die PISA-Lüge - Wie unsere Schule wirklich besser wird" ist im Überreuter-Verlag erschienen.