Serie "Theater im Abseits" - Teil 7
Theater in Oberzeiring
Ein Theater, das - räumlich gesehen - tatsächlich im Abseits liegt, ist das THEO - das Theater in Oberzeiring, einem knapp 1.000 Einwohner zählenden Berg-Ort im obersteirischen Pölstal. Das Theater, das hier gespielt wird, ist aber alles andere als provinziell.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 29.04.2011
Es liegt etwas versteckt, das Theater in Oberzeiring, hinter dem Gasthof Haunschmidt am Ortseingang, in einem ehemaligen Stallgebäude. Von außen würde niemand vermuten, dass hier Theater gespielt wird - und das schon seit 20 Jahren.
Ungewöhnlich war schon der Anfang in den 1980er Jahren, als Theater-Leiter Peter Fasshuber nach seiner Ausbildung zum Gendarm in seinen Heimatort zurückkam - infiziert mit dem Theatervirus. Nach und nach hat er eine Theatergruppe aufgebaut, die im Wesentlichen bis heute den Kern des Ensembles bildet.
Im Laufe der Zeit wurde das Theater immer professioneller und Peter Fasshuber hat schließlich die Gendarmen-Uniform an den Nagel gehängt, um als Theater-Leiter und Regisseur sein Hobby zum Beruf zu machen.
Das "Stadttheater am Land"
Schon seit 1991 hat das THEO eine eigene Spielstätte. Über ein geräumiges Foyer mit bunten Sesseln und Sofas und einer Bar, gelangt man in zwei Spielräume: Einen Werkraum, eine Blackbox mit Platz für 99 Besucher - hier war früher auch das Dorf-Kino untergebracht und eine kleine Studiobühne.
Was da im ehemaligen Saustall aufgeführt wird, ist bunt: Schwabs "Präsidentinnen" etwa, oder Shakespeares "Was ihr wollt" und Albees "Die Ziege, oder wer ist Sylvia". 70 Inszenierungen gab es in den letzten zwei Jahrzehnten, mehr als 30 davon waren Ur- oder Erstaufführungen. Peter Fasshuber spricht vom THEO als "Stadttheater am Land".
Do it yourself
"Bunbury" steht derzeit auf dem Spielplan, Regie führt Christian Elgner, auch er ist seit den Anfangstagen mit dabei. Mittlerweile lebt und arbeitet er vor allem als Bühnenbildner in Wien. Nach Oberzeiring kommt er aber für ein bis zwei Produktionen im Jahr zurück.
Das kleine Ensemble macht alles selbst: vom Bühnenbild, über Kostüme, bis hin zur Verwaltung. Und so steht auch Prinzipal Peter Fasshuber selbst an der Abendkasse.
Auslastung von rund 90 Prozent
Seit zehn Jahren wird das Theater kontinuierlich von Bund und Land Steiermark gefördert - insgesamt mit rund 50.000 Euro in Jahr, ohne hohen persönlichen Einsatz, geht es aber trotzdem nicht.
70 Prozent der Kosten muss das THEO einspielen, rund 100 Vorstellungen gibt es im Jahr. Der Großteil des Publikums kommt aus der Region, aber auch aus Graz und Wien und aus dem benachbarten Lungau oder aus Kärnten reisen die THEO-Fans an: vom Studenten bis zum Pensionisten, vom Städter bis zum Landwirt aus dem Ort, denn mittlerweile wird das THEO auch von den Einheimischen gut angenommen. Aber das war nicht immer so einfach, meint Peter Fasshuber.
Dem Publikum gefällt's: Das THEO hat eine Auslastung von rund 90 Prozent. Dass er den Brot-Beruf als Gendarm an den Nagel gehängt hat, um seinen Traum vom eigenen Theater zu verwirklichen, das hat Peter Fasshuber nie bereut.
Textfassung: Ruth Halle