Widerstände überwinden
Energiewende vorm Gartenzaun
Auch wenn die Mehrheit der Österreicher gegen Atomenergie ist, scheitern viele Projekte zur Förderung erneuerbarer Energie am Wiederstand von Anrainern. Experten raten zur Beteiligung der Bürger von Anfang an, damit die Sympathie für erneuerbare Energie nicht am Gartenzaun endet.
8. April 2017, 21:58
Gemeinden fürchten um Lebensqualität
Trotz Atomdebatte und politischer Beteuerungen geht beim Ausbau erneuerbarer Energie wenig weiter, sagt unter anderem Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber. Viele Projekte scheitern aber nicht an wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, sondern am Widerstand in den betroffenen Gemeinden. Da gehe es dann ganz konkret um die Lebensqualität im eigenen Garten. Motivforscherin Sophie Karmasin. Sie ist aber davon überzeugt, dass gute Argumente, sprich Hinweise auf den Nutzen für Österreich, hier Wunder wirken können.
Schon gemeinsam planen
Dieses Phänomen kennt auch Lothar Lockl. Der frühere Kommunikationschef der Grünen ist jetzt Unternehmensberater. Das Spannungsfeld zwischen Ausbau erneuerbarer Energien und Widerstand der Anrainer ist für ihn also nichts Neues. Lockls Rat: Ob Windrad oder Wasserkraft - die Bevölkerung müsse in die Planung von Projekten mit einbezogen werden, Bedenken der Anrainer müssten ernst genommen werden. Hier gehe es vor allem um Anliegen, die die Gesundheit und das Landschaftsbild betreffen.
Finanzielle Beteiligung
Um Kritikern entgegenzukommen, kann sich Lockl beispielsweise vorstellen, dass das eine oder andere Projekt kleiner ausfällt als ursprünglich geplant. Ein klassisches Vorzeigebeispiel ist für ihn die Idee eines regionalen Windkrafterzeugers im niederösterreichischen Weinviertel: Dort können sich Anrainer nämlich an Windkraftanlagen finanziell beteiligen - und zwar in Form von Aktien. So sind aus Skeptikern Befürworter geworden. Für Lockl ein attraktives Modell, denn so seien ganze Regionen stolz darauf, dass sie mit heimischer, sauberer Energie in die richtige Richtung gehen.
Auch im Bereich erneuerbarer Energien sind also Kreativität und Überzeugungsarbeit gefragt. Die Vorzeichen für eine Energiewende stehen nämlich jetzt so günstig, wie schon lange nicht mehr - darin sind sich die Motivforscherin und der Unternehmensberater einig.