Energiefrage nur global lösbar

WEF: Energieautarkie gibt es nicht

Die Atomkatastrophe in Fukushima war ein Weckruf für die Energiepolitik. Soll sich Europa auch in Zukunft auf Atomenergie verlassen? Was sind die Alternativen? Diese Fragen wurden auch auf dem World Economic Forum (WEF) in Wien diskutiert. Dabei wurde die von Politikern propagierte Energieautarkie äußerst skeptisch beurteilt.

Morgenjournal, 10.06.2011

"Wachsende Bevölkerung braucht jede Energie"

Fukushima sei ein schrecklicher Unfall, aber ohne Atomenergie wird die Welt trotzdem nicht auskommen, sagt Barbara Judge von der britischen Atomenergiebehörde. Ohne Nuklearenergie könne die Energieversorgung für die wachsende Weltbevölkerung nicht gesichert werden.

Politik hat es in der Hand

So leicht sei die Antwort nicht, sagt Kandeh Yumkelle, Generaldirektor der in Wien ansässigen UNO-Organisation für industrielle Entwicklung (UNIDO): "Wenn die Politik alternative Energien genauso planen und fördern würde wie die Atomenergie, dann würde sich der Energiemix positiv verändern", sagt Yumkelle.

"Energieautarkie gibt es nicht"

In der Frage "woher kommt die Energie" sollten Politiker globaler denken. Zu oft sei Energiepolitik von nationalen Interessen und Streitereien geprägt. Wolle man wirklich Energiesicherheit, müsse man global zusammen arbeiten. So etwas wie Energieautarkie gebe es nicht, sagt Yumkelle. Österreich will Gas aus der Nabucco Pipeline? Na dann muss man Partnerschaften aufbauen, sagt Yumkelle.

Energie für Ärmere

Wenn wir Energieversorgung nur als nationalen Wettbewerb sehen, fehlt uns die globale Perspektive, warnt auch Barbara Judge. Der UNIDO-Direktor Yumkelle erklärt, was damit gemeint ist: Europa müsse etwa im eigenen Interesse dafür sorgen, dass auch arme Länder, wie Afrika Zugang zu Energie bekommen. Denn ohne Energie gäbe es dort keinen Wohlstand und es würden noch mehr Flüchtlinge aus Afrika nach Europa kommen.

Weltweite Konkurrenz um Gas

Um Zusammenarbeit und Politik geht es auch im Gassektor. Europa braucht viel Gas. Woher soll es kommen? Wie bisher aus Russland über die Ukraine? Oder aus Russland. aber über die South Stream Pipeline. die die Ukraine umgeht? Oder über die Nabucco Pipeline. die das Gas aus dem Kaukasus bekommen soll? Europa müsse seine Gasversorgung jedenfalls rasch gut absichern, denn auch China buhlt um das russische und kaukasische Gas. Energiesicherheit habe in Zukunft also viele Facetten, neue Energiequellen und neue Partnerschaften seien dabei ein wichtige Bausteine, sagen die Experten.

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