Vom Stephansdom in die Kapuzinergruft

Habsburg-Begräbnis: Jahrhunderte alte Tradition

Im Stephansdom findet an diesem Samstag das Requiem für Otto Habsburg statt. Anschließend wird der Sarg mit einem Trauerzug zur Kapuzinerkirche geleitet und in der Kaisergruft beigesetzt. Die Begräbnis-Riten entsprechen großteils der Jahrhunderte alten Tradition der Habsburger.

Morgenjournal, 16.07.2011

Herz wird getrennt beigesetzt

Besonders auffallend an der Bestattung von Otto Habsburg ist, dass sein Herz getrennt beigesetzt wird. Die Herzbestattung ist ein Teil der sogenannten Mehrfachbestattung. Diese war ab dem Mittelalter in vielen europäischen Adelshäusern verbreitet, sagt der Historiker Karl Vocelka von der Universität Wien. Das habe praktische Gründe gehabt. Der einbalsamierte Leichnam sei oft weite Strecken gereist. In vielen Klöstern gab es Verabschiedungen.

Durch das Entnehmen der inneren Organe unmittelbar nach dem Tod konnte der Leichnam besser erhalten werden sagt Vocelka. Die Organe wurden in einer eigenen Urne bestattet. Wiederum getrennt wurde das Herz beigesetzt, dem eine besondere Bedeutung galt. In Wien ist seit Mitte des 17. Jahrhunderts die Loretokapelle in der Augustiner-Kirche die traditionelle Herzgruft der Habsburger. Das Herz von Otto Habsburg wird allerdings auf seinen persönlichen Wunsch im ungarischen Kloster Pannonhalma beigesetzt.

Erb-Begräbnis

Eine weitere Tradition ist das sogenannte Erb-Begräbnis sagt Karl Vocelka. Man versuche damit alle Ahnen an einem Ort zu begraben. Dazu haben die Habsburger im 17. Jahrhundert die Gruft unter der Kapuzinerkirche ausgewählt.

Anklopf-Ritual

Bevor hier heute Abend der Sarg von Otto Habsburg eingelassen wird, erfolgt noch das Anklopf-Ritual. Es wirke zwar uralt, stamme aber den Urkunden zufolge erst im späten 19. Jahrhundert. Dabei wird dreimal an das geschlossene Tor geklopft. Auf die Frage "Wer ist da?" werden zunächst sämtliche Titel des Verstorbenen aufgezählt. Aber erst nach dem dritten Anklopfen, wenn um Einlass für einen "sterblichen, sündigen Menschen" gebeten wird, öffnet der Kapuzinerpater die Pforte.

Morgenjournal, 16.07.2011

Der Ablauf der Begräbnisfeierlichkeiten, Thomas Hadinger,