Schattenseite des Wirtschaftswachstums
Facharbeitermangel in Österreich
Mit der österreichischen Wirtschaft geht es nach der Krise wieder bergauf. Für dieses Jahr sagen Ökonomen ein Wirtschaftswachstum von etwa drei Prozent voraus. Das hat aber auch seine Schattenseiten: In vielen österreichischen Unternehmen fehlen Fachkräfte.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 22.8.2011
Astrid Petermann
Unternehmen investieren wieder
Ob Schlosser, Tischler oder Kellner: Qualifiziertes Personal hat derzeit gute Chancen, einen Job zu finden. Viele Unternehmen beginnen nämlich nach der Wirtschaftskrise wieder zu investieren und nehmen Mitarbeiter auf. Fachkräfte werden dabei immer wieder verzweifelt gesucht. Jedes dritte österreichische Unternehmen hat bei der Besetzung von Stellen Probleme.
Experte: "Aufschwung wieder da"
"Dort, wo in der Wirtschafskrise und in der Rezession durch die starke Exportorientierung auch die Industrie strk betoffen war, dort ist der Aufschwung ja wieder da. Daher ist es so, dass in den Industriebundesländern dieser Mangel besonders stark zu spüren ist", sagt Christoph Neumayer von der Industriellenvereinigung.
Keine "Überflutung" aus Osteuropa
Jedes fünfte heimische Unternehmen sagt, dass es weniger Umsatz macht, weil es nicht genug qualifiziertes Personal finden kann. Auch die Öffnung des Arbeitsmarktes bringt nur eine leichte Entspannung. Das habe auch damit zu tun, dass Österreich seine Türen für osteuropäische Arbeitskräfte erst jetzt geöffnet hat, sagt Martin Gleitsmann von der Wirtschaftskammer.
"Es kam zu keiner Überflutung, nachdem andere europäische Länder schon viel früher geöffnet haben. Es sind aber doch einige, die auch sehr hilfreich sind, und wir sind sehr froh, dass mit diesen 13.000 Zuzüglern wichtige Bereiche abgedeckt werden können", so Gleitsmann.
Faktor Pensionsantrittsalter
Eine schnelle Lösung für den Fachkräftemangel ist nicht in Sicht. Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung setzen unter anderem auf Berufsberatung. Längerfristig müsse sich aber auch beim Pensionsantrittsalter etwas tun, so der Experte.
"Bisher wurden die Anreize völlig falsch angesetzt. Der früheste Pensionstermin ist derzeit auch der attraktivste, und das sollten wir ändern", sagt Gleitsmann. Denn in ein paar Jahren könnte sich der Fachkräftemangel noch verschärfen, wenn sich die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand verabschieden.