Hilfe für somalische Flüchtlinge fehlt

"Sie haben Hunger und niemand hilft"

Die Staats- und Regierungschefs der Afrikanischen Union beraten über Hilfen für die Hungernden in Somalia und den benachbarten Dürreregionen. Mindestens eine Milliarde Dollar fehlt, um die Not zu lindern. In Mogadischu zeigt sich, wie schwierig es ist, allen zu helfen.

Mittagsjournal, 25.08.2011

Aus Nairobi,

20 Jahre Bürgerkrieg

Wenn die Sonne aufgeht über Mogadischu, taucht sie ein Trümmerfeld in ihr grelles Licht. 20 Jahre Bürgerkrieg haben beinahe jedes Gebäude in der somalischen Hauptstadt zerstört. Seit die Dürre die Menschen vom Land vertreibt, haben sich in den Trümmern Vertriebene notdürftig eine Heimstatt geschaffen. Auf 120.000 schätzen die UN die Zahl der Somalis, die auf der Flucht vor dem Hunger und der islamistischen Al Schabaab Zuflucht im halbwegs sicheren Mogadischu gesucht haben.

Krankheiten breiten sich aus

Abshiro Mohammed ist einer von ihnen. "Wir haben keine Latrinen hier, deshalb verbreiten sich Durchfallerkrankungen und Cholera rasend schnell", berichtet er. "Vor allem um unsere Kinder habe ich Angst. Uns allen hier geht es schlecht, und es kommen immer mehr Flüchtlinge nach. Wir wissen nicht, wo das enden soll."

Eine andere Flüchtlingsfrau sagt, dass sie kein Essen, keine Decke und kein Wasser habe. "Ich sitze hier mit meinen Kindern und warte, dass uns jemand hilft. Wir haben gesucht, aber es gibt nichts zu essen für uns, uns bleibt nur abzuwarten."

Nicht alle Flüchtlinge können erreicht werden

Auf der anderen Seite der Stadt kochen somalische Helfer Maisbrei und eine Soße aus Gemüse. Auf vielen Plätzen Mogadischus haben humanitäre Organisationen solche Küchen aufgebaut. Doch alle in den mehr als 200 Lagern zu erreichen, ist derzeit ein Ding der Unmöglichkeit. Das weiß auch Rainer Lang von der Diakonie Katastrophenhilfe. "Es kommen täglich mehrere hundert Menschen in Mogadischu an", berichtet er, "und erst jetzt hat die Versorgung begonnen. Das ist eine unheimliche Notlage und ein riesiger Bedarf an Versorgung."

Stadt erwacht langsam wieder

Seit die islamistische Al Schabaab sich Anfang des Monats aus Mogadischu zurückgezogen hat, erwacht die zerstörte Stadt langsam wieder zum Leben. Ehemalige Bewohner kehren in ihre geplünderten Häuser zurück, manche bauen schon wieder kleine Stände auf den Straßen auf, wo sie Gemüse, Getreide und andere Kleinigkeiten verkaufen.

Kaum Hilfe für die Schwächsten

Doch der Landbevölkerung, die auf der Flucht in die Stadt fast alles verloren hat, hilft das kaum. Ihr fehlt Geld und oft auch schlicht die Kraft, um sich selbst zu versorgen, sagt Musseh Hassan, der eines der Lager betreut. "Die, die hierher kommen, sind schwach, vor allem die, die einen weiten Weg hinter sich haben. Seit sie hier sind, haben sie Hunger, und niemand hilft", sagt Hassan. "Der Rote Halbmond war einmal hier, um Decken und etwas zu essen zu verteilen, aber danach sind sie nie wieder gekommen. Wir rufen die internationalen Hilfsorganisationen auf, schnell etwas zu tun und den Menschen zu helfen."