"Geld ist nicht das Hauptproblem"
EU-Kommissarin zur Lage in Somalia
Sie verteilt Millionen - und es reicht doch nicht aus, um die Hungerkatastrophe zu stoppen. Kristalina Georgijewa, EU-Kommissarin für humanitäre Hilfe, war eine der ersten offiziellen Besucher im Dürregebiet von Ostafrika. Sie spricht über die Probleme bei der Verteilung der dringend benötigten Hilfsgüter.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 22.8.2011
Cornelia Primosch
Schwierige Verteilung
Um den hungerleidenden Menschen im Kriegsgebiet von Somalia zu helfen, hat die EU-Kommission ihre Hilfe zuletzt auf 160 Millionen aufgestockt, doch Geld allein reiche nicht aus, sagt Kristalina Georgijewa.
"Das Aufbringen von Geld ist nicht mehr das Hauptproblem. Aber wir stoßen an unsere Grenzen, wenn wir für dieses Geld schnell Nahrungsmittel, Medikamente, Wasser und Saatgut bekommen und das an die Menschen verteilen wollen. In Somalia sind die kriegerischen Auseinandersetzungen der Hauptgrund dafür. In den anderen betroffenen Regionen liegt es an den lokalen Regierungen, die einfach mit einer derartigen Katastrophe einfach überfordert sind."
Dramatische Prognosen
Entsprechend dramatisch die Prognosen für die betroffenen Katastrophengebiete - die Hungersnot werde noch bis in das kommende Jahr andauern, ergeben Studien der EU-Kommission. Doch dann folgt bereits die nächste Katastrophe, sagt Georgijewa.
"Diese Krise hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Bevor sich die Situation verbessert, wird sie noch schlimmer werden. Die Unterernährung schwächt die Menschen, vor allem Kinder, Frauen und Ältere. Daher werden sie schnell Opfer von Krankheiten. Das nächste Gesicht der Krise ist der medizinische Notstand."
Früh genug reagiert?
Europäische Prognosen über den dramatischen Verlauf einer Hungerkatastrophe. Hätte die wohlhabende EU das nicht verhindern müssen? Europa habe reagiert, und zwar schon lange, bevor die Weltgemeinschaft Alarm geschlagen habe, weist Georgijewa die Kritik zurück.
"Wir haben die Alarmsignale gesehen und deshalb gehandelt: Die EU-Kommission hat schon im November letzten Jahres 64 Millionen Euro in die Bekämpfung von Trockenheit und Hunger am Horn von Afrika investiert", versichert Georgijewa.
"Nicht nur auf Spender verlassen"
Mittlerweile wurde die Hilfe mehr als verzehnfacht. Nun aber müssten auch die afrikanischen Länder mehr Verantwortung übernehmen, verlangt die EU-Kommissarin in Hinblick auf die Geberkonferenz, organisiert von der Afrikanischen Union.
"Ich würde mir wünschen, dass die betroffenen Länder selbst mehr investieren. Nehmen sie beispielsweise Kenia: Es investiert nur ein halbes Prozent seines Hilfsbudgets, um hungernden Kindern zu helfen. Das ist alles andere als ausreichend. Und sich immer nur auf Spender zu verlassen ist keine gute Langzeitstrategie", so Georgijewa.
Service
Donnerstag, den 25. August macht der ORF zum großen "Nachbar in Not"-Aktionstag, der von allen Medien - Fernsehen, Radio, Internet, Teletext - sowie allen Landesstudios unterstützt wird. Tarek Leitner präsentiert um 20.15 Uhr live in ORF2 die Sondersendung "Nachbar in Not - Hilfe für Ostafrika".
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Caritas: PSK 7.700 004, BLZ 60.000, Kennwort: Hungerhilfe
Diakonie Katastrophenhilfe: PSK 2.313.300, BLZ 60.000, Kennwort: Somalia
Kindernothilfe: PSK 92.144.077, BLZ 60.000, Kennwort: Dürre Afrika
Österreichisches Rotes Kreuz, PSK: 2.345.000, BLZ 60.000, Kennwort: Dürre in Afrika
SOS-Kinderdorf, PSK (BLZ 60.000), Kto. 1.566.000 "Ostafrika"
UNICEF: PSK 1.516.500, BLZ 60.000, Kennwort: Kinder Horn von Afrika
World Vision Österreich: PSK 90.890.000, BLZ 60.000, Kennwort: Hunger Afrika