Deutscher Finanzminister zu Griechenland-Pleite

Schäuble versucht Schadensbegrenzung

Weit über Deutschland hinaus hat gestern ein Vorstoß des deutschen Vizekanzlers und FDP-Parteichefs Philipp Rösler in Richtung einer Staatspleite Griechenlands für Aufsehen gesorgt. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble versuchte in der Nacht auf heute, die Debatte wieder ein Stück weit einzufangen.

Morgenjournal, 13.9.2011

Peter Fritz aus Berlin

Möglichkeit der Staatspleite

Worüber nicht gesprochen werden darf, muss nachgedacht werden - auf diesen Punkt bringt es der deutsche Finanzminister Schäuble, der gestern Abend um Schadensbegrenznug bemüht war: sein Koalitionspartner und Vizekanzler Philipp Rösler hatte laut und deutlich die Möglichkeit der Staatspleite von Griechenland angesprochen, was sich sofort auf den internationalen Finanzmärkten auswirkte.

Mahnung zu Gelassenheit

Schäuble hatte keine Frohbotschaft zu verkünden, aber er tat auch alles, um nicht als Überbringer einer Hiobsbotschaft dazustehen. Der deutsche Finanzminister bemühte sich den ganzen Abend um eine Beruhigung der Lage, ließ in Fernsehauftritten durchblicken, dass sein Kabinettskollege, Vizekanzler und Wirtschaftsminister Rösler, für seinen Geschmack zu weit vorgeprescht sei, als er das Wort von der Insolvenz Griechenlands in den Mund nahm.

Lage durch Reden "nicht stabiler"

Daher Schäubles Mahnung zu mehr Gelassenheit. "Wir haben ohnedies in den Märkten eine sehr nervöse Situation, und durch allzu viel Reden wird die Lage an den Märkten nicht stabiler", sagte Schäuble.

Auf die Frage, ob in seinem Ministerium auch ein Szenario für den Fall einer Staatspleite Griechenlands durchgespielt werde, ließ der deutsche Finanzminister aber auch diese Möglichkeit ein kleines Stück weit offen.
"Das wäre ja eine schlechte Regierung, wenn sie sich auch auf Dinge, die man sich gar nicht vorstellen kann, nicht versucht vorzubereiten, so gut es geht", so Schäuble.

Ball zurück an Beamte

Wie es weitergeht, ob Griechenland überhaupt mit einer neuen Hilferate rechnen kann, das werde zunächst einmal von der Situation abhängen, die die internationalen Inspektoren in Griechenland vorfinden. Damit spielte Schäuble den Ball fürs Erste auf die europäische Beamtenebene zurück.