Harte Verhandlungen erwartet

Aufwärmen vor Herbstlohnrunden

In sechs Tagen, am 22. September, ist es wieder so weit – in Österreich starten die Herbstlohnrunden. Den Anfang machen traditionell die Metaller. Beide Seiten erwarten heuer keinen sogenannten heißen Herbst, aber durchaus harte Verhandlungen, denn noch liegen die Vorstellungen deutlich auseinander.

Morgenjournal, 16.9.2011

Volker Obermayr

Stimmungsmache beginnt

Die Grundpositionen stecken Arbeitgeber und Arbeitnehmer Stück für Stück ab. Die Gewerkschaft will einen Abschluss deutlich über der Inflationsrate, die im Jahresschnitt bei annähernd drei Prozent liegt. Die Industrie hingegen bietet eine Mischung an, in der sich auch eine einmalige Gewinnbeteiligung findet.

Via Presseaussendungen und Interviews machen Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter bereits jeweils für sich Stimmung.

Gewerkschaft kämpferisch

Die Gewerkschaft gibt sich gewohnt betont kämpferisch, wenn es um mehr Einkommen für die in Summe 165.000 Arbeiter und Angestellten geht. Hohes Wachstum und eine hohe Inflationsrate sind die Hauptargumente der Gewerkschaft, die Chefverhandler Rainer Wimmer gestern auf den Tisch des Journalstudios gelegt hat, an dem auch Christoph Hinteregger von der Wirtschaftskammer zu finden war.

"Die Unternehmenseinkommen sind in den letzten Jahren enorm gestiegen und die Realzuwächse der Arbeitnehmer gerade halt, dass wir einen Reallohnzuwachs erzielen konnten. Alles, was wir uns nicht erkämpft haben, bekommen wir nicht", so Hinteregger.

Hinteregger: "Wollen teilen"

Einig sind sich die beiden Seiten lediglich darüber, dass die Inflationsrate ausgeglichen wird. Sie hat im Jahresschnitt an die 2,7 Prozent betragen. Ein Dreier vor dem Komma ist daher wahrscheinlich. "Wir wollen auf alle Fälle mit unsren Mitarbeitern den Erfolg teilen", sagt Hinteregger.

Allerdings sieht der Chefverhandler der Wirtschaftskammer die Lage nicht so rosig wie noch in den vergangenen Monaten. "Wir wissen nicht, wie sich die Konjunktur entwickelt, zweitens derzeit Schuldenkrise Griechenland, drittens diese sehr sensible Situation an den Börsen", so Hinteregger.

Wimmer: "Ein starkes Plus"

Hintereggers Modell zur Einkommenssteigerung sieht einen Mix vor: Inflationsabgeltung am unteren Rand, aber dafür wieder Einmalzahlungen für alle, eventuell auch gestaffelt. Die Gewerkschaft will hingegen für die Mitarbeiter einen Anteil der Gewinne aus der Vergangenheit. Ein starkes Plus hätten sich die Menschen verdient, und sie bräuchten es auch wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten, sagt Wimmer.

"Wir wollen, dass sie am Erfolg teilhaben. Aber nicht mit Einmalzahlungen allein", so der Chefverhandler der Arbeitnehmerseite.

Wieder ein Showdown?

Die beiden Chefverhandler von Industrie und Gewerkschaft geben sich bis zu einem Kompromiss einmal gut vier Wochen Zeit. Offiziell sind drei Gesprächsrunden angesetzt - jeweils in der Zentrale der Wirtschaftskammer. Ein Showdown wie vor einem Jahr scheint auch heuer durchaus möglich. Für die finale Runde bis zur Einigung hatten Arbeitgeber- und Arbeitnehmer an die 17 Stunden gebraucht.