"Aus einem Euro fünf machen"

Bilanz der Weltbank-Tagung

Die Krise des Euro hat die Gespräche bei der Jahrestagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds dominiert. In den USA befürchtet man einen Dominoeffekt in Europa. Der Euro-Schutzschirm soll noch mehr verstärkt und bald aufgespannt werden, wenn möglich noch vor dem geplanten Termin 2013.

Morgenjournal, 26.9.2011

Barbara Herbst

"Feuerkraft" für Euro-Schutzschirm

Die Zeit der Worte ist vorbei, die Zeit der Taten ist gekommen. Europa kann hier noch so viel erklären, dass eine Lösung unter 17 Staaten schwierig zu finden sei. Die Welt verliert langsam die Geduld.

Die USA und China fordern Europa ultimativ zum Handeln auf. Sie fürchten, mit nach unten gerissen zu werden. Und die Europäer handeln. Hinter den Kulissen wurde auch in Washington heftig gerungen. Zwar wird Europa nicht auf die Forderung vor allem der USA eingehen, unbegrenzte Hilfe bereitzustellen, aber der Euro-Schutzschirm soll trotzdem mehr "Feuerkraft" bekommen.

Schäuble: "Konsequenzen bedenken"

"Wir suchen einen Mechanismus, wie wir aus einem Euro fünf machen können", beschrieb ein EU-Diplomat die Aufgabenstellung eine Lösung zu finden, die den Steuerzahler keinen Cent mehr kostet. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) äußerte sich zwar zurückhaltend, doch auch er ließ durchblicken, dass gehandelt wird.

"Sie können davon ausgehen, dass die verantwortlichen Notenbankgouverneure und Finanzminister sich sehr bewusst sind, dass jede Entscheidung Konsequenzen hat, die man vorher bedenken muss", so Schäuble.

Eine Milliarde Euro

"One Trillion", also 1.000 Milliarden Euro, sollen so zur Verfügung stehen. Der Euroschutzschirm soll ja künftig Anleihen kaufen, Banken Kapital spritzen und Ländern, in denen Ansteckungsgefahr herrscht, vorzeitig Kredite vergeben können. Erste Einschätzungen vom Markt sind positiv.

"Haircut" für Griechenland

Zum offenen Geheimnis wurden die Arbeiten am Griechenland-Paket. Das Land kommt von den Schulden nicht herunter, die Banken rechnen mit einer Entschuldung bis Jahresende. Herbert Stepic, Generaldirektor von Raiffeisen International sagt am Rande der Tagung:

"Ich glaube, dass wir von einem Haircut (Entschuldung, Anm.) Griechenlands nicht mehr wegkommen, verbunden mit Lösungen, die eine Nachahmung für andere Länder wenig attraktiv machen."

Politik auf der Euro-Bühne

Die Verhandlungen wurden in Washington nicht beendet, dafür wird man die EU-Gremien brauchen. Bis November soll eine Lösung stehen, sind EU-Diplomaten zuversichtlich. Diese Woche steht ohnehin die Politik auf der Euro-Bühne. Die "Troika" prüft die Freigabe der nächsten Hilfen für Griechenland, und in Deutschland und Österreich stimmen die Parlamente über den Euro-Schutzschirm ab.