Bank Austria-Chef mahnt zu Budgetdisziplin

Cernko: Keine Banken- sondern Staatsschuldenkrise

Bank-Austria-Chef Willibald Cernko sieht derzeit keine Bankenkrise, sondern eine Staatsschuldenkrise. Die Kapital- und Liquiditätszusagen seien zwar positiv zu sehen, dürften aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich nur um Symptombekämpfung handle. Notwendig sei vielmehr, an die Wurzeln zu gehen, an die mangelnde Haushaltsdisziplin in vielen Staaten Europas.

Mittagsjournal, 7.10.2011

Droht uns wieder eine Bankenkrise? Die Anzeichen dafür mehren sich. Die Bank von England wird 80 Milliarden Euro ins Finanzsystem pumpen. Die Europäische Zentralbank hat angekündigt, den Banken wieder längerfristige Kredite zu geben, und EU Kommissionspräsident Barroso verlangt eine EU-Aktion zur Stabilisierung der Banken. Es scheint, als seien wir drei Jahre und Hunderte Milliarden Euro Kosten nach der Pleite der Lehman Bank wieder am Anfang der Krise angelangt.

Der Chef der Bank-Austria, Willibald Cernko, sieht hingegen derzeit keine Bankenkrise, sondern eine Staatsschuldenkrise. Es sei dringend notwendig, an die Wurzeln zu gehen, nämlich an die mangelnde Haushaltsdisziplin in vielen Staaten Europas, mahnt Cernko im Ö1 Interview.

EU muss schneller werden

An die europäischen Politiker richtet Cernko den Rat, sich die Frage zu stellen, ob der breite politische Konsens, in der Krisenzeit aufrecht gehalten werden solle. Es brauche viel zu lange, um zu Entscheidungen zu kommen. Man müsse sich überlegen, welche Krisenmechanismen man etablieren müsse, um dieses Europa auch zu verteidigen, um Gefahr abzuwenden zu können. "Wir bieten hier Angriffsflächen für Spekulation. Dass sollten wir uns nicht gefallen lassen", so Cernko.

Mit den derzeitigen Instrumentarien dürften die Probleme aber nicht gelöst werden können. Es brauche neue Grundlagen für eine gemeinsame Fiskal-, Wirtschafts- und Sozialpolitik. "Ich Rede nicht einem Vereinten Europa das Wort, aber dass wir in wesentliche Punkten einig sein müssen. Und das muss auch mit Konsequenzen behaftet sein, wenn man sich nicht an die Spielregeln hält."