Experte hält Machtkämpfe für möglich
Nordkorea: Wie China nach Tod Maos?
Nach dem Tod von Machthaber Kim Jong Il befinde sich Nordkorea derzeit in einer Schockstarre. Doch nach der Trauerphase wären interne Machtkämpfe durchaus möglich, sagt Bernhard Seliger von der Hanns Seidl-Stiftung in Südkorea. Dass es zu einem großen Krieg mit Südkorea kommt, glaubt er aber nicht.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 20.12.2011
Nordkorea-Experte Bernhard Seliger im Gespräch mit Hubert Arnim-Ellissen
Nachfolge hat Chancen
Die Machtübernahme durch das Militär sei schon längst geschehen , schließlich habe es bereits seit zehn Jahren die "Militär-zuerst-Politik" in Nordkorea gegeben, sagt der Experte. Die Frage sei aber, ob sich der Nachfolger von Kim Jong Il in der Position halten kann. Seliger hält es für möglich, dass nach einer Phase der Ruhe während der Trauerfeiern Machtkämpfe ausbrechen, "wie wir es in China nach dem Tod von Mao erlebt haben". Kim Jong Un habe aber durchaus Chancen, sich an der Macht zu halten, weil er Von China unterstützt werde, so Seliger.
Keine Vorleistungen!
Ob der Westen jetzt eine Chance bekommt, Einfluss zu gewinnen, liege auch beim Westen selbst. Die USA, Südkorea und die EU könnten durch neue Angebote versuchen, den Friedensprozess und Wirtschaftshilfe miteinander zu verbinden. Dabei dürfe es aber nicht zu einseitigen Vorleistungen kommen, die nur dazu dienen, die jetzige Situation zu zementieren. Sondern es müsse ein echter Dialog beginnen, so Seliger.
Scharmützel, aber kein Krieg
Vorerst befürchtet man in Südkorea, dass der neue Machthaber versuchen könnte, mit Aggressionen gegen den Nachbarn seine Position zu festigen. Außerdem könnte es an den Grenzen zu Unruhen durch unzufriedene Nordkoreaner kommen, deshalb habe Südkorea seine Truppen in Alarmbereitschaft versetzt.
Die Gefahr eines "großen Zusammenpralls" zwischen Nord- und Südkorea ist aber nach Ansicht des Experten gering, "weil die Nordkoreaner wissen, dass sie das nicht überleben werden". Langfristig sei der Süden deutlich überlegen. Auch die Gefahr eines atomaren Angriff schätzt Seliger als unrealistisch ein, weil Nordkorea weiß, dass das mit der eigenen Vernichtung enden würde. Die Atomdrohung verwende Nordkorea dazu, um den Westen zu immer neuen Zugeständnissen zu bringen. Außerdem wäre ein Kampf mit der konventionellen Armee - schlecht ausgebildeten und ausgerüsteten Bauern - nicht zu führen, erläutert Nordkorea-Experte Berns Seliger.