Zukunftsaussichten positiv
Dickes Minus bei Erster Bank
Der Chef der Erste Bank Group, Andreas Treichl hat die Bilanz für das Geschäftsjahr 2011 vorgelegt. Es enthält unter dem Strich ein dickes Minus. Für die Zukunft ist Treichl aber optimistisch, weitere Staatshilfe werde nicht benötigt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 29.2.2012
Abschreibungen abgeräumt
Ganze zwölf Monate hat das Spitzeninstitut der Sparkassen gebraucht, um in der Bilanz von 900 Millionen Gewinn auf 720 Millionen Verlust zu kommen. Die Spannweite beträgt somit um die 1,5 Milliarden Euro. Dieser Betrag hat sich bis zum Frühherbst angesammelt, dann hat Vorstandschef Andreas Treichl tabula rasa gemacht. In großem Stil abgeräumt hat er Abschreibungen wie Finanzbedarf für die Töchter in Rumänien und Ungarn, etwa wegen der geringeren Kreditnachfrage und der Zwangskonvertierung bei Fremdwährungskrediten. Hinzu gekommen waren Abwertungen im Zusammenhang mit der Schuldenkrise im Euro-Raum, da ist es um Staatsanleihen sowie Kreditausfallsicherungen gegangen. Schon zu diesem Zeitpunkt war klar, dass das gesamte Geschäftsjahr 2011 mit einem dicken Minus enden wird. Dass es nicht noch dicker geworden ist, liegt daran, dass das jüngste Quartal besser gelaufen ist als erwartet.
Problemfall Ungarn
Künftig wird sich die Erste Bank wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, auf Privat – und Firmenkunden im östlichen Teil der Europäischen Union. Sehr zuversichtlich zeigt sich Andreas Treichl für die Länder Österreich, Tschechien, Slowakei und Kroatien. Ungarn hingegen werde weiterhin ein Problemfall sein. Positive Ergebnisse erhoffe man sich erst 2014.
Keine Kapitalprobleme
Treichl schließt aus, dass die Bank erneut Hilfe des Staates brauchen wird. Mehr als eine Milliarde hat sie sich zum Zinssatz von acht Prozent geliehen. Der Erste Chef zeigt sich zuversichtlich, dass das Institut ohne Probleme die nationalen wie internationalen Kapitalvorschriften erfüllen wird. Die Bank sei in allen zentral- und osteuropäischen Ländern "weit überkapitalisiert". Die Kapitalquoten seien wesentlich höher als von Brüssel vorgeschrieben und auch höher als die lokalen Mindestvorschriften. Auch geht Treichl davon aus, dass die Erste Bank die sogenannte harte Eigenkapitalquote von neun Prozent rechtzeitig erfüllen kann. Bis Juni werde der Wert deutlich über neun Prozent liegen.
Verhaltene Kritik an Bankensteuer
Eher ungern kommentiert Andreas Treichl die Ankündigung der Regierung, die Bankenabgabe, wenn auch befristet, zu erhöhen um damit etwa die Ausfälle bei der Volksbanken AG zu kompensieren. Im vergangenen Jahr hat die Erste – in Ungarn und Österreich – in Summe mehr als 160 Millionen Euro Bankenabgabe bezahlt. Die Erhöhung in Österreich sei als politischer Schachzug zu akzeptieren, sagt Treichl. Man könne aber diskutieren, ob das hinsichtlich Wettbewerbsfähigkeit und Kreditvergabefähigkeit volkswirtschaftlich langfristig der richtige Weg sei.
Die angestrebte Lösung für die Volksbanken AG will Treichl nicht kommentieren. Er geht davon aus, dass die Hilfe für die ÖVAG dem Finanzplatz Österreich nicht besonders schaden werde. Jede Lösung, die der Stabilität diene, sei eine gute.