Ärmstes Land Europas

Moldawien: Erster Präsident nach drei Jahren

Nach dreijähriger politischer Blockade ist es in Europas ärmstem Land, Moldawien, wieder gelungen, einen neuen Präsidenten zu wählen. Das Parlament der ex-sowjetischen Republik hat den prowestlichen Juristen Nicolae Timofti zum Präsidenten gekürt. Herausforderungen für ihn gibt es genug: Moldawien versinkt in Armut und Korruption und die Annäherung an Europa stockt.

Abendjournal, 16.3.2012

Boykott beendet

Moldawiens neuer Präsident heißt Nicolae Timofti, ist 63 Jahre alt und parteiloser Richter. Der Kandidat der regierenden Parteienkoalition "Allianz für Europäische Integration" wurde im Parlament mit 62 der 101 Stimmen gewählt. Die oppositionellen Kommunisten hatten die Wahl boykottiert und zu Straßenprotesten aufgerufen.

Doch nun ist die mehr als zwei Jahre dauernde politische Krise zu Ende, die das Land gelähmt und die Wahl eines Präsidenten mehrfach verhindert hatte, weil nie die notwendigen Stimmen im Parlament zusammen gekommen waren. Timofti gilt als vehementer Verfechter des pro-europäischen Kurses der Republik.

Leben von zugeschicktem Geld

Die ehemalige Sowjetrepublik Moldawien sucht schon lange die Annäherung an die EU, die mit dem Land Gespräche über ein Assoziierungsabkommen führt. Dieses könnte dem Land wirtschaftlichen Aufschwung verleihen, ist Moldawien doch das ärmste Land Europas. Derzeit lebt es hauptsächlich von den Überweisungen der Moldauer, die im Ausland arbeiten und Geld nach Hause schicken, insgesamt rund 1 Milliarde Euro jährlich.

Politische Instabilität und die grassierende Korruption lähmen bisher die Entwicklung des Landes. Zudem ringt Moldawien schon jahrelang um eine Lösung im Konflikt um das abtrünnige Gebiet Transnistrien. Das pro-russische Gebiet an der Grenze zur Ukraine hatte sich 1990 als unabhängig erklärt, wird jedoch international nicht anerkannt.